17.05.2022

Israel: Verletzung der Glaubensfreiheit

Jerusalemer Kirchen erheben Vorwürfe gegen Polizei

Jerusalemer Kirchen verurteilen das Verhalten der Sicherheitskräfte bei der Trauerprozession für die Journalistin Abu Aqla. Familienmitglieder widersprechen der Darstellung der Polizei.

JERUSALEM (inn) – Kirchenvertreter aus Jerusalem haben der Polizei übermäßigen Einsatz von Gewalt bei dem Trauerzug für die getötete Journalistin Schirin Abu Aqla vorgeworfen. Bei der Pressekonferenz am Montag war auch der lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, zugegen.

„Die Polizei stürmte in ein christliches Gesundheitsinstitut ohne Respekt für die Kirche, für das Institut und für das Gedenken an die Verstorbene“, hieß es in einer verlesenen Stellungnahme. Beamte hätten Trauernde mit Schlagstöcken und Rauchgranaten angegriffen, Gummigeschosse eingesetzt und Patienten verängstigt. Die Kirchen verurteilten das Verhalten. Es stelle eine „schwere Verletzung des grundlegenden Rechts auf Glaubensfreiheit“ dar.

Familie: Polizei stellte Lage falsch dar

Am Rande der Pressekonferenz widersprachen Mitglieder der Familie Abu Aqla zudem der Darstellung der Polizei, dass die Beamten in deren Sinn gehandelt hätten. Die Polizei hatte in einer Stellungnahme vom Samstag behauptet, „Aufständische“ hätten den Sarg an sich gerissen und so den geplanten Ablauf gestört.

Im Gegensatz dazu hieß es von den anderen Beteiligten, dass palästinensische Flaggen und nationalpalästinensische Parolen der Stein des Anstoßes gewesen seien. Die Polizei hatte offenbar befürchtet, dass dies gewaltsame Ausschreitungen zur Folge haben könnte. Laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ warnte die Polizei die Menge, dass Sicherheitskräfte in das Krankenhaus eindringen würden, wenn die Gesänge nicht aufhören und die palästinensischen Flaggen nicht entfernt würden.

Das Krankenhaus veröffentlichte am Montag zudem Kameraaufnahmen aus dem Inneren des Gebäudes. Dort ist zu sehen, wie die Sicherheitskräfte das Krankenhaus betreten und über die Flure rennen.

EU: Botschafter nicht aktiv geworden

Auch das Büro des EU-Botschafters Sven Kühn von Burgsdorff kritisierte die Darstellung der Polizei. Die Polizei hatte erklärt, von Burgsdorff habe die „Aufständischen“ gebeten, den Sarg für die Familie freizugeben. Aus der EU-Botschaft hieß es jedoch, der Botschafter habe nichts dergleichen getan. Jemand habe lediglich die Bitte an ihn herangetragen, die Situation zu beruhigen. „Wir bitten die israelische Polizei dringend, keine Bezüge zu EU-Vertretern zu verwenden bei dem Versuch, das eigene Vorgehen in den besetzten Gebieten zu rechtfertigen.“

Die Polizei hat nach eigenen Angaben eine Ermittlung zu dem Fall eingeleitet. Laut dem Sender „Kan“ ist zum Beispiel unklar, ob die Polizei für die Verwendung von Schlagstöcken eine Genehmigung hatte. (df)

Quelle: Israelnetz.com