04.11.2022

Philippinen: Christen zwischen den Fronten

Christen islamischer Herkunft fliehen vor Gewalt oder werden gezielt vertrieben

(Open Doors, Kelkheim) – Salma* war gerade dabei, das Frühstück zuzubereiten, als sie draußen Schüsse hörte. Kurz zuvor hatte sie ihren Mann sprechen gehört, der sich draußen mit einigen Nachbarn unterhielt. Zutiefst geschockt ließ sie alles stehen und liegen, nahm ihren schlafenden Sohn und etwas Bargeld zu sich und versteckte sich in einer Ecke ihres Hauses – bereit zur Flucht. Obwohl ihr Mann an diesem Tag unversehrt nach Hause zurückkehrte, hinterließ der Vorfall tiefe Spuren bei Salma.

Gott schenkt innere Heilung

Wie die meisten Menschen in ihrer Heimatregion wuchs Salma als Muslima auf. Erst später entschied sie sich, Jesus nachzufolgen. Dieser Teil der Philippinen wird seit Jahren immer wieder von Unruhen erschüttert, teils von Muslimen mit einer islamisch-extremistischen Agenda, teils aufgrund von Unabhängigkeitsbestrebungen. Doch während im politischen Bereich etwas Ruhe eingekehrt ist, kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen rivalisierenden Clans und Familien. Oft genügt ein kleiner Anlass, und in einem solchen Fall wird von allen Clan- oder Familienmitgliedern erwartet, die Gemeinschaft mit Gewalt zu verteidigen und auf diese Art ihre Ehre wiederherzustellen. Dass die Christen sich in der Regel der Gewalt verweigern, sorgt neben ihrem Glaubenswechsel dafür, dass sie als Außenseiter verstärkt unter Druck stehen.

Der Schusswechsel in der Nähe ihres Hauses war für Salma deshalb doppelt beängstigend. Nach den Schießereien verbrachte die Familie einige Wochen in einem Evakuierungszentrum, bis es sicher genug schien, nach Hause zurückzukehren. Doch auch dort litt Salma unter Schlafstörungen und nächtlichen Angstzuständen. Salma und ihr Mann beteten zu Gott und legten ihm immer wieder all ihre Sorgen und Ängste hin, bis sie und auch ihr Sohn schließlich mehr Ruhe fanden.

Wegen ihrer Erfahrungen hat Salma sogar ihr Haus für die Kinder der Christen aus ihrem Dorf geöffnet und bietet ihnen Essen an. Viele von ihnen sind durch die erlebte Gewalt traumatisiert und erleben durch die Gemeinschaft langsam Heilung.

„Warum bringen wir sie nicht einfach um?“

Auch Aida* stammt aus einer streng muslimischen Familie und folgt jetzt Jesus. Weil sie jugendlichen Muslimen in ihrem Dorf das Evangelium weitergab, zog sie sich den Zorn vieler Menschen zu. Sie hörte einige Leute sagen: „Warum bringen wir sie nicht einfach um? Sie ist eine Konvertitin – haram!“ Ihr Vermieter verlangte von Aidas Familie, ihr Haus umgehend zu verlassen – zusammen mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, insgesamt acht Personen. Doch nachdem Aida und ihr Mann Gott um sein Eingreifen bestürmt hatten, erklärte sich der Vermieter überraschend dazu bereit, ihnen das Haus zu verkaufen. Nun haben sie drei Monate Zeit, den Kaufpreis aufzubringen; anderenfalls brauchen sie eine neue Wohnung.

*Name geändert

Quelle: Open Doors Deutschland

https://www.opendoors.de/nachrichten/aktuelle-meldungen/philippinen-christen-zwischen-den-fronten?pk_campaign=GM&pk_kwd=20221102