25.11.2022

Bolivien: Generalstreik in Santa Cruz

“Das Problem muss ein für allem Mal gelöst werden”

Santa Cruz (Fides) - "Die Pfarrer der katholischen Kirche von Santa Cruz schließen sich den Forderungen der Menschen an, die darum bitten, dass das Problem ein für alle Mal gelöst wird und dass die Stadt und das Departement umgehend ihre Aktivitäten, ihre Arbeit und ihr tägliches Leben wieder aufnehmen können", so die Bischöfe, die mit ihrer Botschaft versuchen, die Situation zu entschärfen. Seit 34 Tagen befindet sich das Departement Santa Cruz, die größte und wirtschaftlich wichtigste Verwaltungsregion in ganz Bolivien, in einem Generalstreik in dessen Rahmen es zu Straßenblockaden kommt, bei denen die Demonstranten die Regierung auffordern, die Volkszählung auf das Jahr 2024 verschoben wurde bereits im Jahr 2023 durchzuführen, da die Verschiebung der Region wirtschaftlichen Schaden zufügen und die politische Vertretung bei den nächsten Wahlen beeinträchtigen würde. 
Der Streik löste eine Reihe von zum Teil gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung aus, wobei die Prostete politische Züge annahmen und auf andere Städte in Bolivien übergriffen. Bischöfe, Ordensleute und Laien forderten mehrfach ein Ende der Gewalt zwischen Brüdern, die Aufhebung der Straßensperren, von denen vor allem die schwächsten Bevölkerungsgruppen betroffen sind, und eine Lösung des Problems durch die zuständigen Behörden. Dabei erinnerten sie immer wieder daran, dass alle persönlichen, parteipolitischen oder sektoriellen Interessen beiseite gelassen und das Gemeinwohl und der Dienst, für den die Führungsgräfte gewählt wurden, in den Mittelpunkt gestellt werden müssen.
Unterdessen wurde bekannt, dass die Volkszählung im Jahr 2024 durchgeführt werden wird, was damit begründet wird, dass eine Durchführung im Jahr 2023, technisch nicht mehr machbar ist. Daraufhin wurde der regionalen Streik bis zur Verabschiedung eines Gesetzes zur Volkszählung durch das Parlament bestätigt. Die Ankündigung erfolgte in einer gemeinsamen Erklärung des Gouverneurs von Santa Cruz, Luis Fernando Camacho, des Vizepräsidenten des regionalen Bürgerkomitees, Stello Cochamanidis, und des Rektors der Autonomen Staatlichen Universität Gabriel René Moreno, Vicente Cuéllar.
In ihrem jüngsten Appell mit dem bezeichnenden Titel "Friede sei mit euch" (vgl. Joh 20,19), betonen die Bischöfe nun, dass die Verlängerung des Generalstreiks und der Blockaden im Departement nicht nur den Bürgern, den Institutionen und der Bildungs-, Gesundheits-, Arbeits- und Sozialwelt im täglichen Leben schweren Schaden zufügt, sondern auch "eine große Belastung darstellt, die den Armen, den Kranken, den einsamen älteren Menschen, den Gelegenheitsarbeitern und den zahllosen verletzlichen und bedürftigen Brüdern und Schwestern besonderes Leid und Schmerz zufügt".
Die Bischöfe würdigen „den Geist des Mutes und der Liebe zu diesem Land“, die den Protest gegen die Volkszählung prägte, betonen jedoch, dass "diese Situation immer unerträglicher wird und Gefahr läuft, aufgrund der Gleichgültigkeit und der mangelnden Reaktion der Behörden und der staatlichen Institutionen zu einem Aufstand mit unvorhersehbaren Folgen zu werden".
Die Bischöfe von Santa Cruz schließen ihre Botschaft, die das Datum 24. November 2022 trägt, mit einem Gebet zur "Mamita de Cotoca", der Schutzpatronin von Santa Cruz und des bolivianischen Ostens, damit "sie die Herzen der Behörden und aller Bürger berührt, damit gewalttätige und widersprüchliche Haltungen hinter sich gelassen werden, damit wir für das Gemeinwohl und nicht für Partikularinteressen arbeiten, damit wir das suchen, was uns verbindet, und damit wir alle als Brüder und in Frieden leben".
(SL) (Fides 25/11/2022)