28.11.2022

Deutschland: Fall Furdui - „Lassen Sie die Kinder frei!“

5.000 Demonstranten kritisierten in Berlin das Vorgehen der Behörden

Berlin (IDEA) – Rund 5.000 Personen haben bei einer Demonstration am 26. November in Berlin scharfe Kritik am Vorgehen des Jugendamtes im Heidekreis beim Umgang mit der aus rumänischen stammenden Familie Furdui (Walsrode) geübt. Zum Hintergrund: Das Jugendamt in Bad Fallingbostel hatte im April 2021 dem Ehepaar Camelia und Petru Furdui ihre sieben Kinder, die damals zwischen einem und 15 Jahren alt waren, weggenommen und in einer Pflegefamilie sowie in Heimen untergebracht. Die Behörden warfen den Eltern vor, ihre Kinder geschlagen und sie zum christlichen Glauben gezwungen zu haben. Die Eltern sind Mitglied in einer Pfingstgemeinde. In Sprechchören wandten sich die Demonstranten an das Jugendamt in Bad Fallingbostel: „Lassen Sie die Kinder frei!“

Ältester Sohn David ist geflohen

Wie die Schwester der Mutter, Paraschiva Bloju (Temeswar/Rumänien), in Berlin mitteilte, ist der älteste Sohn der Familie, der inzwischen 17-jährige David, Ende Oktober nach Rumänien zu seiner Großmutter geflohen. Er sei tief enttäuscht vom Verhalten des Jugendamtes. Er habe sich damals an das Amt gewandt, weil er gehofft habe, es würde seinen Eltern in Erziehungsfragen beistehen. Statt dessen sei die Familie zerrissen worden. Bloju: „Das Jugendamt bietet keine Lösungen an und schafft noch schlimmere Probleme.“ In Wirklichkeit interessiere sich niemand für das Schicksal der Kinder. Die Furdui-Kinder und auch andere Kinder in den Heimen seien verzweifelt, dächten an Selbstmord oder nähmen Drogen. Die Eltern dürften ihre Kinder nur alle drei Wochen sehen. Die Zustände dort seien wie in einem Hochsicherheitsgefängnis. Wenn Eltern und Kinder rumänisch sprächen, werde das Treffen sofort beendet.

3.000 Teilnehmer angemeldet

Bei der über dreistündigen Demonstration kam es nach Angaben der Polizei zu keinen Vorfällen. „Alles verlief friedlich“, sagte ein Sprecher der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Zwar hätten die Veranstalter nur 3.000 Teilnehmer angemeldet, doch auch mit den deutlich mehr Menschen habe es keine Probleme gegeben.

70 Reisebusse kamen aus Rumänien

Wie die rumänische Nachrichtenplattform antena3 berichtet, waren viele Teilnehmer der Kundgebung mit über 70 Reisebussen aus Rumänien nach Berlin angereist. Auch mehrere rumänische Politiker hätten sich an dem Protest beteiligt. Darunter sei auch der ehemalige rumänische Verteidigungsminister Gabriel Leș gewesen. Der rumänische Politiker Titus Corlățean appellierte an die Regierung von Rumänien, „dringend einzugreifen“ und für die Zusammenführung der Familie zu sorgen. Wie es weiter heißt, befinden sich noch fünf Kinder in der Obhut der Behörden. Nur die Tochter Naomi (15) habe zu ihrer Familie zurückkehren können. David sei geflohen. Im März hatte dagegen das Amtsgericht Walsrode entschieden, dass die damals 14-jährige Estera und die 13-jährige Natalia nach Hause dürften. Doch von Anfang an habe sich ihre Heimkehr verzögert, sagte Bloju damals IDEA. Der Fall hat inzwischen weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Es gab bisher 26 Solidaritätsdemonstrationen für die Familie, darunter in den USA, Belgien, England, Italien, Österreich sowie in Rumänien und Deutschland.