06.10.2022

Deutschland: Zugewanderte Muslime häufiger antisemitisch als Christen

Studie - Sachverständigenrat untersuchte antisemitische und antimuslimische Einstellungen

Berlin (IDEA) – Unter Bürgern ausländischer Herkunft neigen Muslime mehr zu antisemitischen Einstellungen als Christen und Konfessionslose. Das geht aus einer Studie des Sachverständigenrates für Integration und Migration (SVR/Berlin) hervor. Wie es darin heißt, verträten Befragte, die aus überwiegend muslimischen Ländern stammen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit häufiger klassisch antisemitische Einstellungen. So stimmten 54 Prozent der Aussage zu „Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss“ und 29 Prozent der Aussage „Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen nicht ganz unschuldig“. Befragte mit Migrationshintergrund aus einem überwiegend nichtmuslimischen Land stimmten diesen Aussagen nur zu 32 bzw. 15 Prozent zu. Muslime ausländischer Herkunft meinten zudem häufiger, dass viele Juden versuchten, aus der Vergangenheit einen Vorteil zu ziehen (44 zu 31 Prozent). Die Studie auf der Grundlage des SVR-Integrationsbarometers 2020 hat den Titel „Antimuslimische und antisemitische Einstellungen im Einwanderungsland – (k)ein Einzelfall“. Wie es zusammenfassend heißt, sind diese Haltungen in der Bevölkerung in Deutschland weit verbreitet. Je nach Bevölkerungsgruppe und Form von Antisemitismus verträten zwischen knapp zehn und gut 50 Prozent der Befragten antisemitische Einstellungen.

Zwiespältige Haltung zu Muslimen

Zwischen einem Drittel und fast der Hälfte der Befragten hätten antiislamische Einstellungen. Ähnlich viele Befragte äußerten, der Islam passe in die deutsche Gesellschaft. Diese Zwiespältigkeit zeigt sich, so die Studie, auch in Bezug auf die Integration von Muslimen. Die Mehrheit der Befragten bewerte diese positiv. Zugleich glaubten rund vier von zehn, dass es unter den Muslimen in Deutschland viele religiöse Fanatiker gebe. Trotzdem sei bei den meisten Befragten die soziale Distanz zu Muslimen relativ gering, und sie akzeptierten diese mehrheitlich als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft. Die Studie ergab ferner, dass Bürger mit Migrationshintergrund, die in Deutschland die Schule besucht haben, seltener antisemitisch und antimuslimisch eingestellt sind als jene, die in einem anderen Land zur Schule gegangen sind. Außerdem haben Einheimische, die Freundschaften mit Zugewanderten pflegen, seltener antisemitische und antimuslimische Einstellungen.