18.09.2022

Deutschland: 4.000 Teilnehmer beim „Marsch für das Leben“ in Berlin

US-Aktivistin: „Weltweite Abtreibungen gleichen globalem Genozid“

Viele Demonstranten hatten Schilder bei sich, mit denen sie ihren Forderungen Ausdruck verliehen. Foto: IDEA/ Steffen Ryll

Berlin (IDEA) – Die weltweit stattfindenden Abtreibungen gleichen einem globalen Genozid. Diese Ansicht vertrat die US-Lebensrechtsaktivistin Terissa Bukovinac bei der Kundgebung zum „Marsch für das Leben“ am 17. September in Berlin. Inzwischen seien insgesamt über eine Milliarde Abtreibungen dokumentiert. Die Atheistin sagte vor rund 4.000 Teilnehmern, sie ordne sich politisch dem progressiv-linken Spektrum zu. Bukovinac: „Die Gründe, mich für das Lebensrecht ungeborener Kinder einzusetzen sind die Gleichheit aller Menschen, Gewaltlosigkeit und Antidiskriminierung.“ Die Gründerin der US-Organisation „Progressive Anti-Abortion Uprising“ (PAAU) forderte einen gesellschaftlichen Wandel für den Lebensschutz unabhängig von religiösen und politischen Überzeugungen.

Frauen nicht zu „Gebärmaschinen“ machen

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe (Unna) sagte, dass das Eintreten für Inklusion vor der Geburt eines Menschen als politisch „rechts“ und nach der Geburt als politisch „links“ betrachtet werde. Für ihn sei es konsequent, Kinder mit Behinderung vor der Geburt nicht zu töten und ihnen danach eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem kritisierte er, dass die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP prüfe, ob Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt werden könne. Eine Legalisierung bedeute Hüppe zufolge, Frauen zu „Gebärmaschinen“ zu machen, was eine Form der Ausbeutung sei.

Kinder dürfen kein Armutsrisiko sein

Die frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel (Düsseldorf) forderte, Chancengleichheit müsse auch für ungeborene Kinder gelten. Außerdem dürften Kinder in Deutschland kein Armutsrisiko sein. Der Vorsitzende der Organisation „Ärzte für das Leben“, Prof. Paul Cullen (Münster), wies Forderungen zurück, Abtreibungen in das Grundstudium der Medizin aufzunehmen. Die Abtreibung als einzigen chirurgischen Eingriff seiner Art zur Pflicht in der Ärzteausbildung zu machen, stelle eine „Bagatellisierung“ dar. Bisher gehörten Abtreibungen zur fachärztlichen Weiterbildung für Frauenheilkunde. Cullen forderte, im Medizinstudium das Bewusstsein dafür zu verankern, dass es bei einer Schwangerschaft um zwei vollwertige Personen gehe.

 

Zum ersten Mal kein Schweigemarsch

Die Veranstaltung fand in diesem Jahr nicht wie bisher als Schweigemarsch statt. Bukovinac motivierte die Teilnehmer, englischsprachige Sprechchöre mitzusingen wie etwa „Hey hey, ho ho ho – baby killing has got to go (Das Babytöten muss aufhören)“. Veranstalter des Marsches ist der Bundesverband Lebensrecht (BVL/Berlin), ein Zusammenschluss aus fünfzehn Mitgliedsvereinen. 2021 hatten rund 4.500 Personen am „Marsch für das Leben“ teilgenommen.

Straßenblockade von der Polizei verhindert

Das Berliner „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“ veranstaltete parallel eine Gegendemonstration. Zu dem Bündnis gehören unter anderem die Parteien Bündnis 90/Die Grünen und „Die Linke“, die Frauenorganisation der SPD, „Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen“, sowie das „What-the-Fuck-Bündnis“ (Was zum Teufel?), ein Zusammenschluss aus verschiedenen linksradikalen queerfeministischen Gruppen und Einzelpersonen in Berlin. Die Gegendemonstranten forderten, den Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch zu streichen und Abtreibungen zum Bestandteil der gesundheitlichen Versorgung für aus der Ukraine geflüchtete Frauen zu machen. Vereinzelt versuchten Gegendemonstranten, den Marsch zu stören. Eine Straßenblockade wurde von der Polizei frühzeitig aufgelöst.

Ökumenischer Gottesdienst gefeiert

Am ökumenischen Abschlussgottesdienst beteiligten sich der Vikarbischof der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Emmanuel Sfiatkos (Berlin), der Weihbischof der Diozöse Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz, der frühere Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), und die Vorsitzende des BVL, Alexandra Linder (Willich). Am Marsch nahmen auch der Berliner Erzbischof, Heiner Koch, der Vorsitzende der Evangelischen Allianz, Pastor Ekkehart Vetter (Mülheim an der Ruhr), und der Generalsekretär Reinhardt Schink (München/Bad Blankenburg) teil.