02.04.2023

Israel: Der Hass auf Christen wächst

Gewalttaten radikaler Juden und Muslime nehmen zu

Jerusalem (IDEA) – In Israel wächst der Hass auf Christen. Gewalttaten nehmen ebenfalls zu. Die Übergriffe gehen vor allem auf radikale Juden, aber auch auf muslimische Extremisten zurück. Das berichten zahlreiche Medien, darunter das katholische Domradio (Köln), unter Berufung auf führende Vertreter der christlichen Minderheit. Zu den Übergriffen auf christliche Stätten und Symbole in Jerusalem zählen die Zerstörung einer Christus-Figur in der Geißelungskirche, die Schändung eines protestantischen Friedhofs auf dem Zionsberg, Hass-Graffiti am armenischen Kloster und Übergriffe auf christliche Restaurants. Ferner sollen Kirchenvertreter in der orthodoxen Grabeskirche am Ölberg tätlich angegriffen worden sein. In Nazareth seien katholische Schulen attackiert und Ordensschwestern aufgefordert worden sein, zum Islam überzutreten.

„Antwortet niemals mit Gewalt auf Gewalt!“

Der (katholische) Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, sieht das zerbrechliche Gefüge der vielfältigen ethnischen und religiösen Gesellschaft in Gefahr. Auslöser ist seiner Meinung nach eine aggressive, rassistische Haltung mehrerer Mitglieder der rechtskonservativen Regierungskoalition. Aus dem lebenswichtigen Gleichgewicht zwischen den Religionsgemeinschaften sei ein Recht des Stärkeren geworden. „Wer die Macht hat, entscheidet“, so der italienische Erzbischof. Die Christen, die sich als kleinste Gemeinschaft vielfach ohnehin als Bürger zweiter Klasse fühlten, seien am stärksten betroffen. Kirchenleiter riefen die Politik auf, Christen und ihre Stätten besser zu schützen. Gleichzeitig sollten Christen auf Vergeltung verzichten: „Antwortet niemals auf Gewalt mit Gewalt, sondern mit Liebe, Vergebung und Frieden!“

Aufgeheizte politische Stimmung

In Israel herrscht derzeit eine aufgeheizte politische Stimmung. Gegen die von der Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geplante Justizreform gehen Tausende auf die Straße. Sie sehen die Gewaltenteilung zwischen Parlament, Regierung und Justiz gefährdet. Christen und Araber hielten sich aber von den Demonstrationen fern, heißt es in Medienberichten. Netanjahu lässt die Justizreform bis zur nächsten Sitzungsperiode der Knesset ruhen, um einen Dialog zu ermöglichen. In die Denkpause fallen das jüdische Pessachfest, die christlichen Osterfeiern und der muslimische Fastenmonat Ramadan. Schon zuvor hatte Netanjahu versichert, dass es kein Evangelisationsverbot geben werde. Wahrscheinlich nimmt er damit Rücksicht auf US-amerikanische evangelikale Unterstützer seines Landes. Von den rund 9,3 Millionen Einwohnern Israels sind etwa 74 Prozent Juden, mindestens 17 Prozent Muslime und zwei Prozent Christen. Der Rest gehört anderen Religionen an oder ist religionslos.