26.01.2023

Deutschland: Entsetzen in Kirchen und Politik nach Messerattacke im Zug

33-jähriger Palästinenser tötete zwei junge Menschen und verletzte sieben Personen

Hamburg/Kiel (IDEA) – Repräsentanten aus Kirche und Politik haben mit Entsetzen auf die Messerattacke vom 25. Januar in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg reagiert. Ein 33-jähriger staatenloser Palästinenser hatte Fahrgäste kurz vor dem Halt in Brokstedt im Kreis Steinburg mit einem Messer angegriffen, eine 17-Jährige und einen 19-Jährigen getötet sowie sieben weitere Personen schwer verletzt. Nach Angaben der Polizeidirektion Itzehoe konnten Fahrgäste den mutmaßlichen Täter bis zum Eintreffen der Polizei am Bahnhof festhalten. Die Hintergründe der Tat seien bislang unklar, hieß es. Wie der „Spiegel“ berichtet, war der mutmaßliche Täter Ibrahim A. im Dezember 2014 aus Gaza nach Deutschland eingereist. Er gilt als polizeibekannt. Ihm wurden mindestens zwölf Straftaten vorgeworfen, darunter zweimal gefährliche Körperverletzung und ein sexueller Übergriff. Sechs Tage vor dem Angriff im Zug war er aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Landesbischöfin: Betroffenen beistehen

Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kristina Kühnbaum-Schmidt (Schwerin), sagte: „Mit Anteilnahme und in Gedanken bin ich bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen, die in Angst und Schrecken sind.“ Sie bete darum, dass die Verletzten gesund würden und dass „alle, die diese Tat miterleben mussten, seelischen Beistand erfahren“. Der katholische Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte, das Verbrechen von Brokstedt versetze ein ganzes Land in tiefe Trauer und Fassungslosigkeit: „Ich bete für die Opfer, die Menschen, die die Tat miterleben mussten, die Angehörigen und alle, die nun helfend und aufklärend tätig sind.“ Er habe alle Gemeinden in Schleswig-Holstein gebeten, in den Gottesdiensten in den kommenden Tagen besonders für die Betroffenen zu beten.

Mansour: Abschiebepraxis überdenken

In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ sagte der aus Israel stammende Psychologe und Publizist Ahmed Mansour (Berlin): „Ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren in Deutschland genau solche Taten öfter passierten. Das macht mich wütend, fassungslos und auch traurig.“ Er regte an, die Abschiebepraxis zu überdenken: „Menschen, die permanent, wie in diesem Fall natürlich mutmaßlich, nicht zum ersten Mal konsequent Straftaten begehen und unseren Rechtsstaat verachten, da müssen wir einen Weg finden, diesen Menschen auch Konsequenzen zu zeigen.“ Wichtiger sei es jedoch, die Integration zu verbessern. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte, die Hintergründe dieser „sinnlosen Tat“ müssten so schnell wie möglich aufgeklärt werden. „Schleswig-Holstein trauert“, sagte er: „Es ist ein furchtbarer Tag.“ Er sei in Gedanken und Gebeten bei den Betroffenen und ihren Angehörigen.