27.01.2023

Pakistan: Blasphemiegesetze verschärft

Menschenrechtsanwältin warnt vor den Folgen für Christen

Islamabad (IDEA) – In Pakistan hat das Parlament die Blasphemiegesetze verschärft. Für die Beleidigung von Familienangehörigen und engen Gefolgsleuten des islamischen Propheten Mohammed sind künftig Haftstrafen von mindestens zehn Jahren vorgesehen. Das berichtete die Nachrichtenplattform asianews. Auf die Beleidigung Mohammeds und des Korans steht bereits seit den 1980er Jahren die Todesstrafe. Zwar wurde bisher niemand wegen Blasphemie hingerichtet, aber im Zusammenhang damit wurden über 70 Personen ermordet. So kam es nach Gerüchten, jemand habe Mohammed beleidigt oder den Koran angezündet, zu Lynchmorden. Die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Anthony (Lahore) sieht die Gefahr, dass sich die Gesetzesverschärfung negativ auf die Lage der Christen auswirken könnte. Gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA erklärte sie, dass die Blasphemiegesetze bereits in der Vergangenheit wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der religiösen Minderheiten geschwebt hätten. Diese Gesetze würden häufig dazu missbraucht, um „persönliche Rechnungen“ in Streitfällen zu begleichen. Das könne nun ein neues Ausmaß bekommen: „Schon jetzt werden Fälle von Blasphemie ohne Beweise verfolgt und können sich über Jahre oder bis zum Tod des Angeklagten hinziehen. Die Gesetzesänderung macht Minderheiten nun noch angreifbarer und zu leichten Zielscheiben.“ Minderheiten sollten geschützt werden, aber hier würden sie jeden Tag verfolgt, so Anthony. Von den über 222 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 96 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und 1,3 Prozent Hindus.