09.03.2023

Nigeria: Neuer Präsident, alte Probleme

Am 25. Februar fanden in Nigeria die siebten Präsidentschaftswahlen in Folge seit der Rückkehr des Landes zur Demokratie im Jahr 1999 statt. IDEA hat das Hilfswerk Open Doors und dessen lokale Partner um eine Einschätzung gebeten.

(IDEA) Viele Bürger Nigerias hatten im Vorfeld der Wahl auf einen Wandel gehofft: Denn sie hatten in den vergangenen acht Jahren während der Regierungszeit der Partei „All Progressive Congress” (APC) massiv unter Korruption und wirtschaftlicher Instabilität gelitten. Nachdem Präsident Muhammadu Buhari (APC) 2015 die Nachfolge von Goodluck Jonathan (PDP) angetreten hatte, hatten die Gewalt militanter Islamisten und die Unsicherheit im Land zugenommen, das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich, das Bildungssystem brach teilweise zusammen und die Verarmung der größten Bevölkerung Afrikas nahm zu. Doch der Wandel blieb bei dieser Wahl aus: Der jetzt mit 37 Prozent der Stimmen gewählte Präsident Bola Tinubu (APC) steht vor riesigen Aufgaben.

Muslimisch-muslimisches Ticket

Unter den politischen Parteien, die sich um die Präsidentschaft bewerben, gab es bislang einen Konsens, der eine geografische Rotation der Macht zwischen dem muslimischen Norden und dem christlichen Süden sowie eine Verpflichtung zur Vertretung beider Religionen vorsah. So sollte der nächste Präsident aus dem christlichen Süden kommen und sein Vizepräsident den muslimischen Norden vertreten. Doch sowohl die oppositionelle PDP als auch die APC nominierten muslimische Kandidaten für das Präsidentenamt, die PDP allerdings den Christen Ifeanyi Okowa als Vizepräsidenten. Viele Christen, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, fühlten sich jetzt bei der muslimisch-muslimischen Präsidentschaftsnominierung nicht repräsentiert.

Wie Christen das Ergebnis sehen

Seit vielen Jahren fühlen sich die Christen angesichts der extremen Gewalt gegen sie im Stich gelassen. In den elf nördlichen Bundesstaaten, die das islamische Recht (Scharia) eingeführt haben, werden Christen regelmäßig diskriminiert. Im Nordosten Nigerias sind sie gewaltsamen Angriffen der Terrorgruppen Boko Haram und ISWAP („Islamischer Staat – Provinz Westafrika”) ausgesetzt. In Regionen wie Süd-Kaduna, Plateau, Niger und Benue im Mittleren Gürtel haben militante Fulani Dörfer von Christen angegriffen, Tausende Menschen wurden ermordet. Unserem Weltverfolgungsindex zufolge wurden 2022 in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara mehr als 5.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet, wobei fast 90 Prozent dieser Todesfälle auf Nigeria entfielen. Nigeria ist erneut das Land mit dem höchsten Gewaltaufkommen gegen Christen weltweit.

Erwartungen der Christen

Da nun die APC in Nigeria weiterregiert, ist die Sorge der Christen groß, dass die Zivilbevölkerung erneut ungeschützt bleibt. Sie fordern den neuen Präsidenten auf, die Sicherheit der Bürger Nigerias zu gewährleisten und das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit für alle zu wahren. Von der internationalen Gemeinschaft erwarten sie die enge Zusammenarbeit mit der nigerianischen Regierung, um fortgesetzte Menschenrechtsverletzungen zu verhindern, die zu Instabilität im Staat und zum Niedergang der Demokratie beigetragen haben. Sie wünschen sich auch mehr Unterstützung für lokale glaubensbasierte Akteure wie Kirchen und christliche Nichtregierungsorganisationen, damit diese Hilfsgüter und kommunale Dienste zum Wohl aller Menschen im Land bereitstellen können. Nigerias Christen bitten um Gebet für die Leiter der Kirchen, damit diese geeint und standhaft ihrer Berufung durch Jesus folgen – und um Gebet für die Regierung, dass sie gerecht regiert.