10.03.2023

Deutschland: Kirchen reagieren entsetzt auf Amoklauf bei Zeugen Jehovas

Hamburg: Evangelische Bischöfinnen beten für Opfer und Angehörige

Hamburg (IDEA) – Mit Entsetzen haben Vertreter der Kirchen auf den mutmaßlichen Amoklauf bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg reagiert. Wie die Polizei Hamburg auf ihrer Internetseite mitteilte, hatte der Täter dabei am 9. März in einem „Königreichsaal“ im Stadtteil Alsterdorf sieben Menschen und sich selbst erschossen. Acht weitere Menschen wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich. Bei dem Täter handelte es sich um ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas. Er soll ausgebildeter Bankkaufmann gewesen sein und aus einem „streng religiösen Haushalt" stammen. Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Kristina Kühnbaum-Schmidt (Schwerin), und die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, Kirsten Fehrs (Hamburg), sprachen in einer gemeinsamen Presseerklärung ihre Anteilnahme aus. Sie seien zutiefst entsetzt über die Gewalttat und beteten für die Todesopfer und ihre Angehörigen. Der Generalvikar des katholischen Erzbistums Hamburg, Sascha-Philipp Geißler, erklärte auf der Internetseite des Erzbistums, er sei erschüttert und sprachlos. Er rief zum Gebet für die Getöteten, ihre Angehörigen und die Einsatzkräfte auf.

Wer sind die Zeugen Jehovas?

Die Zeugen Jehovas sind eine religiöse Sondergemeinschaft, die sich selbst als christlich versteht. Sie haben ihre Ursprünge in den USA und glauben nicht an die Göttlichkeit Jesu. Das Feiern von Geburtstagen und kirchlichen Festen wie Weihnachten und Ostern lehnen sie als „heidnische Bräuche“ ab. Die weltweit über acht Millionen Mitglieder in 240 Ländern verweigern sich Bluttransfusionen ebenso wie dem Militärdienst und der Teilnahme an Wahlen. In Deutschland hat die Gemeinschaft nach eigenen Angaben über 200.000 Mitglieder. Die deutsche Zentrale befindet sich in Selters (Taunus). Evangelische Weltanschauungsbeauftragte äußerten sich wiederholt kritisch über die Zeugen Jehovas. Die Religionsgemeinschaft versuche sich in der Öffentlichkeit als modern und offen darzustellen, sei aber intern straff hierarchisch aufgebaut. Auf die Mitglieder werde enormer psychischer Druck ausgeübt. Zweifel an Glaubenssätzen würden nicht geduldet, Aussteiger mit sozialer Isolation emotional unter Druck gesetzt.