22.03.2023

Iran: Prozess gegen inhaftierten Pastor wird neu aufgerollt

Seit Anfang Februar wurden fünf christliche Konvertiten vorzeitig aus der Haft entlassen

(Open Doors, Kelkheim) – Die neunte Kammer des obersten iranischen Gerichtshofes hat am 25. Februar angeordnet, dass der Fall des armenisch-iranischen Pastors Joseph Shahbazian neu aufgerollt wird. Shahbazian war am 7. Juni 2022 als Leiter einer Hauskirche zu 10 Jahren Haft verurteilt worden. In den letzten Wochen wurden mehrere inhaftierte Christen unerwartet freigelassen.

Oberstes Gericht nennt 10-jährige Haftstrafe „unangemessen“

Der jüngste Gerichtsbeschluss wurde Shahbazians Anwalt am 13. März mitgeteilt, wie die Menschenrechtsorganisation Article 18 berichtet. In ihrer kurzen Erklärung kamen die Richter Ghasem Mezyani und Majid Hosseini-Nik nun zu dem Schluss, dass nach Prüfung des Falles die Höchststrafe von 10 Jahren „nicht angemessen“ sei, da sowohl das Revolutions- als auch das Berufungsgericht keine Beweise dafür hätten vorlegen können, dass Shahbazian der Leiter der Gruppe gewesen sei.

Der Pastor verbüßt seine Strafe seit August letzten Jahres im Teheraner Evin-Gefängnis. In dem von einigen Unregelmäßigkeiten geprägten Prozess im Juni vergangenen Jahres war er der Hauptangeklagte und wurde nach Artikel 498 des Strafgesetzbuchs verurteilt. Dieser sieht bis zu zehn Jahre Haft für Personen vor, die „Gruppen gründen, welche darauf abzielen, die nationale Sicherheit zu untergraben“. Die Höchststrafe für eine bloße Mitgliedschaft in einer solchen Gruppe liegt hingegen bei fünf Jahren (Artikel 499).

Obwohl der christliche Glaube in der iranischen Verfassung als Minderheitenreligion anerkannt ist, wird diese Anerkennung in der Praxis nur Kirchen gewährt, die Gottesdienste in den Minderheitensprachen Armenisch und Assyrisch abhalten. Sie gilt nicht für persischsprachige Kirchen – unabhängig davon, ob diese von christlichen Konvertiten, Armeniern oder Assyrern geführt werden. In den letzten Jahren wurden fast alle derartigen Kirchen geschlossen und viele ihrer Leiter festgenommen und inhaftiert.

„Kein Vergleich zu dem, was Christus für uns getan hat“

In den vergangenen Wochen wurden mehrere inhaftierte Christen muslimischer Herkunft aus verschiedenen iranischen Gefängnissen vorzeitig entlassen, zuletzt am 4. März Milad Goodarzi. Ob die beiden mit ihm inhaftierten Amin Khaki und Alireza Nourmohammadi ebenfalls begnadigt wurden, konnte bislang nicht bestätigt werden. Im Februar waren bereits Saheb Fadaie, Moslem Rahimi, Mehdi Rokhparvar und Yousef Nadarkhani in die Freiheit zurückgekehrt.

Nadarkhani, dessen später aufgehobenes Todesurteil aus dem Jahr 2010 weltweit Aufmerksamkeit erregt hatte, verbüßte seit 2018 eine weitere Haftstrafe. Nach seiner Freilassung am 26. Februar sagte er im Gespräch mit Article 18, er sei „glücklich, nach fast fünf Jahren im Gefängnis entlassen und zu Hause zu sein“ und: „Ich bin sehr dankbar für alle, die für mich gebetet und an mich gedacht haben, als ich im Gefängnis war!“ Er fügte hinzu: „Alles, was ich ertragen musste, war klein im Vergleich zu dem, was Christus für uns getan hat.“

Derzeit sind laut Article 18 neben zahlreichen politischen Häftlingen noch mindestens zwölf weitere Christen in Haft aufgrund von Anschuldigungen im Zusammenhang mit ihrem Glauben. Auf dem Weltverfolgungsindex 2023 belegt Iran den 8. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

(Anmerkung der Redaktion: Article 18 und OpenDoors sind Kooperationspartner von IIRF-D und Communio Messianica)

Quelle: Article 18, Open Doors (17.03.2023)

https://www.opendoors.de/nachrichten/aktuelle-meldungen/iran-prozess-gegen-inhaftierten-pastor-wird-neu-aufgerollt?pk_campaign=NA&pk_kwd=20230317