31.03.2023

Nigeria: Amnestie 6.000 Kämpfer schwören dem Terror ab

Unter ihnen ist die ehemalige Nummer vier in der Hierarchie von Boko Haram

Berlin/Abuja (IDEA) – Mit einem Amnestieprogramm versucht die Regierung Nigerias, islamistische Terroristen zum Aussteigen zu bewegen. Rund 6.000 von ihnen haben es bisher in Anspruch genommen, darunter auch ehemalige Anführer. Das berichtete die Tageszeitung „Die Welt“. Ihr Reporter Christian Putsch hat mit einigen gesprochen, darunter der ehemaligen Nummer vier in der Hierarchie der Terrormiliz Boko Haram (übersetzt „Westliche Bildung ist Sünde“), Mallam Bana Musa‘id. Dieser glaubt, dass noch weitere 6.000 Kämpfer aktiv sind. Als Grund für seinen Ausstieg führt er an, dass er die „vielen Gräueltaten“ nicht mehr mittragen wollte. Zuvor leitete er den Justiz-Sektor des Boko-Haram-Kalifats und organisierte Hunderte Hinrichtungen. Er war auch an der Entführung von 276 christlichen Schülerinnen aus der Stadt Chibok im Jahr 2014 beteiligt. Er hatte 17 Fahrzeuge für den Transport organisiert. Zum Hintergrund: Seit der Entführung vor acht Jahren sind etwa 160 Mädchen geflohen, wurden gerettet oder freigelassen. Manche Opfer berichteten, dass sie von ihren Entführern ausgepeitscht wurden, um sie zur Heirat zu zwingen.

Boko Haram: 12.000 Euro Belohnung für Tötung des Ex-Anführers

Laut dem „Welt“-Bericht fürchtet Musa‘id inzwischen selbst um sein Leben, denn Boko Haram hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Wer ein Foto seines toten Körpers zusammen mit seinem Handy als Beleg abliefert, bekommt umgerechnet 12.000 Euro. Der ehemalige Anführer hatte über die Sozialen Medien Terroristen dazu aufgerufen, ihre Waffen niederzulegen. Boko Haram betrachtet ihn deshalb als Verräter. Laut dem Bericht haben Terroristen wie Musa‘id 35.000 Menschen getötet. 314.000 weitere seien an indirekten Folgen wie Ernteausfällen und Wassermangel gestorben. „Es ist eine der brutalsten Bilanzen aller Dschihadisten weltweit“, so „Die Welt“.