03.05.2023

Israel: Armee reagiert mit Beschuss

Mehr als 100 Raketen in 24 Stunden auf Israel

Nach Raketensalven aus dem Gazastreifen regiert die Armee mit dem Beschuss von Terrorzielen. Die Eskalation sorgt auch für Zündstoff in der Regierung.

JERUSALEM (inn) – Terroristen aus dem Gazastreifen haben von Dienstag- bis Mittwochmorgen 104 Raketen auf Israel abgefeuert. Mindestens zwei Geschosse schlugen laut Armee in bewohntem Gebiet ein; die Polizei sprach jedoch von fünf Einschlägen. Auf einer Baustelle wurden dabei drei Fremdarbeiter verletzt.

Die Raketenabwehr Eisenkuppel fing 24 Geschosse ab, die bewohntes Gebiet getroffen hätten. Die Armee kündigte eine Untersuchung an, warum es zu Einschlägen in der Nähe von Wohnhäusern kam. 48 Geschosse trafen offenes Gebiet, 14 gingen noch im Gazastreifen nieder. Elf fielen ins Mittelmeer, der Verbleib von sieben Raketen ist laut Armee unbekannt.

Situation weiter angespannt

In einer Reaktion griff die Armee 16 Terroreinrichtungen an, die dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) oder der Hamas zuzurechnen sind. Zu den Zielen gehörten ein Ausbildungslager und eine Herstellungsstätte für Raketen. Laut dem von der Hamas betriebenen Gesundheitsministerium wurde bei den Angriffen ein 58-jähriger Zivilist getötet, fünf weitere verletzt. Weitere Verletzte gab es bereits durch Raketen, die noch im Gazastreifen Wohnhäuser trafen.

Eigentlich hatten sich der PIJ und die Armee auf einen Waffenstillstand geeinigt, der ab 4 Uhr morgens (Ortszeit) gelten sollte. Doch um etwa halb 6 Uhr schossen die Terroristen nochmals zwei Raketen auf die Ortschaft Nir Am ab. Die Armee teilte schließlich mit, dass die Bewohner vorerst wieder ihrem Alltag nachgehen können. Doch Armeesprecher Daniel Hagari sagte, die Lage könne jederzeit explodieren.

Hackergruppe: Raketenabwehr durch Cyberangriffe eingeschränkt

Die Angriffe aus dem Gazastreifen erfolgten nach dem Tod des PIJ-Terroristen Chader Adnan. Er befand sich in einem israelischen Gefängnis und starb am Dienstag nach 86 Tagen im Hungerstreik.

Die Hackergruppe „Anonymous Sudan“ behauptete am Mittwoch, sie habe durch Cyberangriffe die Raketenabwehr Eisenkuppel in ihrer Funktion eingeschränkt. Zudem habe sie Websites blockiert, die die Bevölkerung vor Raketenangriffen warnten. Die Geschosse, die in Wohngebieten einschlugen, führte die Gruppe auf ihren Hackangriff zurück.

Krach in der Regierung

Die neuerliche Eskalation sorgte auch für Zündstoff in der israelischen Regierung. Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir (Otzma Jehudit) warf Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) vor, zu weich auf derartige Angriffe zu reagieren. Er kündigte an, seine Partei werde in der Knesset nicht mehr mit der Regierung stimmen, solange diese nicht eine mehr nach rechts ausgerichtete Politik zeige. Ben-Gvir meinte dabei auch den vorläufigen Stopp der Justizreform.

Die Likud-Partei teilte nach der ersten Unmutsbekundung Ben-Gvirs mit, er könne gerne die Regierung verlassen, wenn es ihm nicht passe. Der forderte daraufhin in einem Telefonat Netanjahu heraus, ihn zu feuern: „Wenn Sie keine wirkliche rechte Regierung wollen, dann können Sie uns gerne nach Hause schicken.“

Die Partei Otzma Jehudit ist in der Knesset mit sechs Abgeordneten vertreten. Wenn sie aus der Regierung aussteigt, würde die Koalition ihre derzeitige Mehrheit von 64 der 120 Sitze verlieren. (df)

Quelle: israelnetz.com