25.05.2023

Kenia: Hilfswerke warnen vor Hungersnot

Vertreter der Caritas in Kenia zu Gast bei „Hoffnungszeichen“

Konstanz (IDEA) – Im Norden Kenias droht eine verheerende Hungersnot. Darauf hat der Leiter des katholischen Hilfswerks Caritas im nordkenianischen Distrikt Marsabit, Isacko Molu, hingewiesen. Er äußerte sich bei einem Besuch in der Zentrale des christlichen Hilfswerks „Hoffnungszeichen“ in Konstanz. Allein in seiner Diözese seien über 300.000 Menschen von akutem Hunger bedroht, im Norden Kenias fast fünf Millionen. „Normalerweise haben wir in unserer Region zwei Regenzeiten pro Jahr. Die letzten fünf sind jedoch ausgefallen. Das heißt, dass wir seit zweieinhalb Jahren keinen Regen mehr hatten.“ Umso wichtiger sei die Zusammenarbeit mit „Hoffnungszeichen“: „Wir helfen zuerst, indem wir Lebensmittel zu entlegenen Orten schaffen.“ Außerdem ermöglicht die Kooperation, Schülern Stipendien anzubieten, damit sie weiter zur Schule gehen können und ihre Familien dennoch genügend Geld haben. „Ausbildung ist eine langfristige Investition. Wir haben gesehen, dass Familien, deren Kinder gut ausgebildet sind, die Dürre besser überstehen. Wir helfen also unmittelbar und auch langfristig.“ In den letzten vier Jahren sei es in der unterentwickelten Region auch zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen. Ursache sei der Streit zwischen nomadisch lebenden Hirtengruppen, so Molu. „Diese Konflikte verstärken sich in der aktuellen Dürre und sorgen für noch mehr Leid.“ Um die Dramatik der Situation zu verdeutlichen, berichtete Molu von Gewalt auf den Straßen Marsabits: „Es kommt inzwischen häufiger vor, dass Eltern von den Lehrern angerufen werden, um ihre Kinder abzuholen, weil auf den Straßen geschossen wird.“

Bischof: Religionen tragen zur Friedenssicherung bei

Der Bischof der katholischen Diözese Marsabit, Peter Kihara Kariuki, wies auf die Bedeutung der Religionsgemeinschaften für den Frieden in der Region hin. Im Jahr 2005 hätten Katholiken, Protestanten und Muslime den „Marsabit Interfaith Council“ (Interreligiöser Rat in Marsabit) gegründet, um zu verhindern, dass eine Gemeinschaft sich gegen die andere wende. Das habe gut funktioniert. Es habe seitdem keine religiös motivierte Gewalt in Marsabit gegeben – und dass in einer Zeit, in der verschiedene Volksgruppen sich immer wieder gegenseitig bekämpft hätten. „Als religiöse Führer versuchen wir regelmäßig zu intervenieren, um den Frieden zu erhalten.“

Stieglitz: Konkurrenz um lebenswichtige Ressourcen

Der Erste Vorstand von „Hoffnungszeichen“, Klaus Stieglitz, erklärte, die globale Erwärmung verursache „immer mehr Konflikte um knapper werdendes Trinkwasser und Weideland für Nutztiere“, wie der Erste Vorstand von Hoffnungszeichen, Klaus Stieglitz, betonte. „Wir sehen eine zunehmende Konkurrenz um lebenswichtige Ressourcen, etwa im nördlichen Kenia oder im Südsudan“. „Hoffnungszeichen“ engagiert sich seit 40 Jahren in Ostafrika. Gemeinsam mit lokalen Partnern werden Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe umgesetzt. „Hoffnungszeichen“ arbeitet mit rund 40 Partnerorganisationen in aller Welt zusammen. Zahlreiche Projekte werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder dem Auswärtigen Amt gefördert. Das Werk führt nach eigenen Angaben jährlich rund 90 Projekte durch, in den vergangenen 15 Jahren in 40 Ländern.