14.09.2023

Armenien: Empört über Offenen Brief europäischer Rabbiner

Zentralrat der Armenier: Jüdische Geistliche ergreifen Partei für Aser

Frankfurt am Main (IDEA) – Scharfe Kritik an einem Offenen Brief europäischer Rabbiner hat der Zentralrat der Armenier in Deutschland (Frankfurt am Main) geübt. Hintergrund ist der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Dieses islamisch geprägte Land erhebt Anspruch auf die von Armeniern bewohnte Enklave Bergkarabach. Aserbaidschan blockiert seit Ende vergangenen Jahres die einzige direkte Verbindung zwischen Armenien und Bergkarabach, den Latschin-Korridor. Rund 120.000 Armenier müssen hungern. In dem Offenen Brief, den das Rabbinical Center of Europe (Brüssel) veröffentlichte, hatten 50 führende Rabbiner aus 20 europäischen Ländern der armenischen Führung vorgeworfen, im Konflikt mit Aserbaidschan mit seiner Wortwahl den Holocaust zu relativieren. „Ausdrücke wie ‚Ghetto‘, ‚Völkermord‘, ‚Holocaust‘ und andere sind (...) unangemessen“, um sie bei politischen Meinungsverschiedenheiten jeglicher Art zu verwenden. Die Rabbiner kritisierten auch die engen Beziehungen Armeniens zum Iran – „einem Land, das unaufhörlich offen und öffentlich zur Zerstörung des einzigen jüdischen Landes der Welt aufruft“. Der Vorsitzende des Zentralrates der Armenier, Jonathan Spangenberg, zeigte sich empört: „Die armenische Enklave in Bergkarabach ist von einem Genozid bedroht, und anstatt sich mit uns zu solidarisieren, schlagen sich die Rabbiner auf die Seite der Diktatur Aserbaidschans.“ Sechs Unterzeichner des Offenen Briefs seien Rabbiner aus Deutschland. Spangenberg: „Die Verleumdungen sind ungeheuerlich. Sie führen dazu, dass die Armenier als Volk verunglimpft und in den Augen der Öffentlichkeit verächtlich gemacht werden.“ Es wird Hass gegen Armenier in Deutschland und Europa geschürt. Der Zentralrat habe Strafantrag wegen Volksverhetzung gestellt.