19.08.2024
Ägypten: Inhaftierter christlicher Konvertit kündigt Hungerstreik an
Er sitzt seit zweieinhalb Jahren ohne Prozess in Haft
Kairo (IDEA) – In Ägypten hat ein seit zweieinhalb Jahren ohne Gerichtsverfahren inhaftierter christlicher Konvertit einen Hungerstreik angekündigt. Das berichtet die Menschenrechtsorganisation ADF International (Allianz zur Verteidigung der Freiheit/Wien). Bei dem Mann handele es sich um den Jemeniten Abdulbaqi Saeed Abdo, der als registrierter Asylbewerber in Ägypten lebt. Der fünffache Familienvater hatte aufgrund seines Glaubenswechsels in seinem Heimatland Todesdrohungen erhalten. 2021 verhafteten ihn die ägyptischen Behörden mit einem weiteren Christen namens Nour Girgis. Ihnen wird vorgeworfen, an terroristischen Aktivitäten beteiligt gewesen zu sein. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) und IDEA hatten die beiden Inhaftierten als „Gefangene des Monats Juni 2024“ benannt. Abdo hatte laut ADF in einer privaten Facebook-Gruppe mit anderen christlichen Konvertiten über Theologie diskutiert. Die Facebook-Seite widmet sich der Unterstützung von Muslimen, die zum Christentum übergetreten sind. Wie ADF weiter berichtet, ist das Verfahren der beiden Christen mehrfach verschoben worden. Sie seien in unterschiedliche Haftanstalten gekommen. Ihr Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, und sie hätten nur gelegentlich Besuch von ihren Familien und Anwälten erhalten.
„Verzweifelter Hilferuf“
Am 7. August schrieb Abdo in einem Brief an seine Familie, dass er künftig die medizinische Behandlung verweigern werde. Er wolle seinen Streik schrittweise ausweiten. ADF spricht von einem angekündigten Hungerstreik. Abdo begründet seinen Schritt damit, dass er auch acht Monate nach Beendigung der Untersuchungshaft noch immer nicht frei gekommen sei. Die ADF-Direktorin für globale Religionsfreiheit, Kelsey Zorzi (Washington/USA), erklärte dazu: „Dieser verzweifelte Hilferuf von Abdulbaqi Saeed Abdo darf nicht ignoriert werden, und es ist höchste Zeit, dass die ägyptischen Behörden ihn und Nour Girgis aus ihrer ungerechtfertigten und unrechtmäßigen Haft entlassen.“
US-Politiker: Schwere Verletzung der Menschenrechte
Der Vorsitzende des Unterausschusses für globale Menschenrechte im US-Repräsentantenhaus, Chris Smith, äußerte: „Die ägyptische Regierung hat Abdulbaqi Saeed Abdo mehr als zwei Jahre lang ohne bekannten Grund inhaftiert – außer, dass er seinen christlichen Glauben auf Facebook mit anderen Konvertiten geteilt hat. Seine Inhaftierung ist eine schwere und groteske Verletzung seiner Menschenrechte.“ Sein angekündigter Hungerstreik mache es dringender denn je, ihn freizulassen. Smith appellierte sowohl an die ägyptische Regierung als auch an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR), aktiv zu werden. Rund 90 Prozent der mehr als 110 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime. Kopten bilden die größte christliche Gemeinschaft des Landes. Ihre Zahl wird auf rund zehn Millionen geschätzt.