06.09.2024

Lettland: Lettische Lutheraner treten aus GEKE aus

Erzbischof: Grund ist die Abschaffung der Frauenordination

Riga/Wien (IDEA) – Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland (ELKL) ist offiziell aus der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ausgetreten. Damit setzt sie den Beschluss ihrer Synode vom August 2021 um. Auslöser dafür war die Debatte über die Frauenordination, die die Synode der ELKL im Juni 2016 abgeschafft hatte. Auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA begründete ihr Erzbischof, Janis Vanags (Riga), diesen Schritt: Als die ELKL 1975 der GEKE beigetreten sei, habe es darüber innerhalb der Kirche keine weitere Diskussion gegeben. Sie habe damals versucht, verschiedenen internationalen christlichen Organisationen beizutreten, um sich vor der Willkür der Sowjetmacht zu schützen. Nachdem die Synode der ELKL 2016 die Abschaffung der Frauenordination beschlossen hatte, habe die GEKE mitgeteilt, dass sie damit der von der GEKE-Vollversammlung im Jahr 2012 angenommenen Erklärung „Amt, Ordination, Episkopé“ widerspreche, so Vanags weiter. „Bei der Prüfung der Bemerkungen mussten wir feststellen, dass sie wahr waren. Wir waren in Widerspruch zu einem Dokument, das zum Zeitpunkt unseres Beitritts noch nicht vorhanden war, geraten. Als uns diese Tatsache klar wurde, blieb uns, entweder die Entscheidung der Synode zurückzuziehen oder aus der GEKE auszutreten.“ Man habe jedoch unmöglich von den Synodalen erwarten können, dass sie ihre Entscheidung zur Abschaffung der Frauenordination mit einer Dreiviertel-Mehrheit wieder aufheben würden.

Beide Seiten bekunden ihr Bedauern

Dennoch sei die Entscheidung zum Austritt aus der GEKE von „Traurigkeit“ begleitet, wie Vanags betonte. „Die Kirche Christi ist eine Fortsetzung seiner Menschwerdung. Es ist ein Leib, in dem der auferstandene Herr weiterhin in der Welt lebt und wirkt. Der Körper sollte ganz sein, nicht verletzt. Das hat nicht immer funktioniert.“ Die menschliche Unvollkommenheit habe schon in der Vergangenheit zu Spaltungen der Christenheit geführt. Auch die GEKE selbst bedauert den Austritt der ELKL, wie aus dem Schlussbericht ihrer jüngsten Vollversammlung im rumänischen Hermannstadt (Siebenbürgen) hervorgeht. Zugleich begrüßte der Kirchenbund jedoch die Aufnahme der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland (DELKL). Der GEKE mit Sitz in Wien gehören 96 lutherische, reformierte, unierte und methodistische Kirchen in ganz Europa mit insgesamt rund 50 Millionen Mitgliedern an.

Debatte um Frauenordination beschäftigt die ELKL seit längerem

Vanags hatte bereits seit seiner Einsetzung im Jahr 1993 keine Frauen mehr ordiniert. Nach seiner Ansicht entspricht die Praxis, ausschließlich Männer als Pfarrer einzusetzen, den biblischen Grundlagen und der apostolischen Tradition. Als Reaktion auf die Entscheidung der Synode vom Juni 2016 hatte die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) der lettischen Kirchenleitung im Juli 2017 die Hoheit über die von ihr gezahlten Hilfsgelder entzogen. Auch das Diasporawerk der EKD, das Gustav-Adolf-Werk (GAW/Leipzig), stellte seine finanzielle Förderung ein. Die Frauenordination wird auch von vielen weiteren lutherischen Kirchen abgelehnt, aber auch in der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen ist das Priesteramt Männern vorbehalten. Die ELKL mit rund 700.000 Mitgliedern gehört sowohl dem Lutherischen Weltbund (LWB) als auch dem theologisch konservativen Internationalen Lutherischen Rat (International Lutheran Council/ILC) an, dessen 57 Mitgliedskirchen nur Männer ordinieren.