30.04.2020

China: Tibetischer Mönch stirbt an Folgen der Folter

IGFM: Verhaftungen wegen Verbreitung von „Gerüchten“ über Coronavirus und Gefängnisstrafen wegen „Bandenbildung“

IGFM/ Frankfurt am Main/ Lhasa, 30. April 2020 – Der tibetische Mönch und Blogger Gendun Sherab ist am 18. April 2020 an den Folgen der Folter, der er vor drei Jahren während der politischen Gefangenschaft ausgesetzt war, gestorben, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Gendun Sherab hatte 2017 Nachrichten des Dalai Lamas, dem spirituellen Oberhaupt der Tibeter, über soziale Medien verbreitet und war wegen „Verbreitung politisch heikler Dokumente“ verhaftet worden. Dabei handelte es sich um einen Lehrbrief des Dalai Lamas, in dem er die Wiedergeburt der religiösen Figur des Choedon Rinpoche anerkannte.

Nachdem Gendun Sherab des Klosters verwiesen worden war, stand der Mönch wegen seiner politischen Ansichten unter Beobachtung des chinesischen Geheimdienstes. Gendun Sherab wurde während der dreimonatigen Haft immer wieder gefoltert. Trotz lebensbedrohlicher Verletzungen durfte er sich nicht im Krankenhaus behandeln lassen. So suchte er Hilfe bei der traditionellen tibetischen Medizin, die seine Leiden aber nicht wesentlich lindern konnte. An den Folgen der Folter starb er nun in seinem Heimatort Barkal im Alter von 50 Jahren.

Wie die IGFM weiter berichtet, wurden Mitte März zehn Tibeter verhaftet, weil sie „Gerüchte“ in Zusammenhang mit dem Coronavirus verbreitet hätten. Immer häufiger werden kulturelle Aktivitäten von Tibetern unter dem Vorwurf der Bandenbildung verfolgt. So wurden im Januar zwölf Tibeter zu Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren verurteilt, weil sie „eine kriminelle Bande“ gebildet sowie „abergläubische Lehren“ gepredigt hätten.

Tibet auf die internationale Agenda setzen

„Die chinesischen Behörden hindern seit Jahren die Tibeter, die Uiguren, Mongolen und weitere Minderheiten sowie Religionsgemeinschaften daran, friedlich ihre ethnische und religiöse Identität auszuleben“, kritisiert die IGFM. Die Menschenrechtsverletzungen in Tibet seien in den Medien nur Randnotizen. Die IGFM fordert die internationale Gemeinschaft auf, Tibet trotz des politischen Drucks aus der Volksrepublik China weiterhin auf die internationale Agenda zu setzen.

Willkürliche Anschuldigungen und Verhaftungen

Die chinesischen Behörden machen vor Klöstern und friedlichen Religionsvertretern nicht Halt, um die Unabhängigkeitsbestrebungen des Volkes weiter zu unterdrücken. Kloster werden von der Polizei verstärkt drangsaliert, zum Beispiel, weil sich Mönche weigern, die chinesische Flagge auf dem Dach zu hissen. Es kommt immer wieder zu Hausdurchsuchungen, Verhören auf Polizeirevieren und willkürlichen Festnahmen.

Bilderkult für KP-Größen

Die Anschuldigungen gegen Tibeter reichen von der Nutzung sozialer Medien, der Zurschaustellung der Bilder des Dalai Lamas bis hin zum Kontakt zu Menschen außerhalb. Aktuell werden Tibeter verstärkt dazu gezwungen, Porträts von Generalsekretärs der Chinesischen Kommunisten Partei, Xi Jinping, und von anderen führenden Politikern der KP Chinas in ihrem Haus, in Schulen und Klöstern aufzuhängen. Schätzungsweise um die 14.000 dieser Bilder wurden zu diesem Zweck in Tibet verteilt.