09.04.2021

Ägypten: Medien verharmlosen die Gefährdung der Christen

Washington D.C./ICC/09.04.2021 - International Christian Concern hat erfahren, dass am 03. April 2021 eine koptische Christin und ihr 6-jähriger Sohn von einem tok-tok-Fahrer (Autorischka) ermordet wurden. Das Opfer, Maryam Sa'ad, hatte auch eine 4-jährige Tochter, die entkommen konnte. Das Verbrechen ereignete sich im Gouvernement Minya und der Name des Mörders ist Abu Muhammad al-Harami.

Die ägyptischen Staatsmedien haben die Öffentlichkeit vor dem Rückschluss gewarnt, diesen Vorfall auf Maryams koptische christliche Identität zurückzuführen. Vielmehr habe es sich um einen Raubversuch gehandelt, der zu einem Mord eskalierte. Die ägyptischen Behörden sind jedoch dafür bekannt, Christen zum Schweigen zu bringen und sie zu zwingen, nicht über die fehlende religiöse Freiheit zu sprechen.

Es ist erwähnenswert, dass dieser Vorfall fast einen Monat nach der Ermordung eines anderen Christen auf der Straße stattfand. Bei diesem Vorfall stach ein Polizist aus Minya auf Adel Lofti ein und ermordete ihn. Adel Lofti hatte den Polizisten aufgesucht, um das Geld abzuholen, das diesem über Loftis Organisation geliehen worden war.

Im Blick auf diese beiden Verbrechen teilte ein christlicher Menschenrechtsaktivist mit: "Das eigentliche Motiv bei den beiden Verbrechen ist die Schutzlosigkeit des Opfers und die Gewissheit, nicht bestraft zu werden oder dass höchstens die Tat verharmlost wird. Die Gefährdung kann aus einer unterschiedlichen Religion resultieren, aus der Tatsache, dass das Opfer eine Frau ist, aus Armut oder aus einer Kombination von beidem. Bei dieser Art von Verbrechen können religiöse Diskurse über die Rechte von Kopten und Frauen oder Höflichkeitsversammlungen und Verleugnung der Realität allein nicht die Lösung sein."

In beiden Fällen ist das Motiv des Täters unklar und wird wohl im Dunkeln bleiben. Unabhängige Ermittlungen sind im ägyptischen Kontext, dessen Verfassung den Islam als Grundlage seines Rechtssystems verankert, nicht möglich. Die Tatsache, dass die Opfer gemeinsam gefährdet sind, ist jedoch ein deutlicher Hinweis darauf, dass in Ägypten etwas Schwerwiegendes nicht in Ordnung ist.

Christliche Frauen und Kinder in Ägypten sind besonders gefährdet. In den Medien werden Frauen, die keinen Schleier tragen, regelmäßig stigmatisiert. Dabei werden hetzerische Kommentare wie "eine verschleierte Frau ist hunderttausendmal besser als eine unverschleierte" und dass in unverschleierten Frauen ein "Teufel" stecke. Da sich christliche Frauen anders kleiden, sind sie in der Gesellschaft leicht zu erkennen.

Wie eine christliche Journalistin veröffentlichte: "Eine Frau in einem Land zu sein, in dem die meisten Bewohner Frauen als unwürdig ansehen und sie bestenfalls unter sexuellen Gesichtspunkten betrachten, ist eine schwere Last, aber noch schlimmer, wenn man eine christliche Frau ist. Es ist die Hölle! Als koptische Frau ist man vielen Missständen ausgesetzt, sowohl von der Gesellschaft als auch von der Kirche. Die koptischen Frauen in Ägypten stehen vor zwei Dilemmas: das Geschlecht als Frau und die Religion als Christin."

Die Menschenrechtslage in Ägypten hat sich in den letzten Jahren stark verschlechtert. Während in den frühen 2010er Jahren Terroristen wie ISIS die Haupttäter der Christenverfolgung waren, ist heute der Haupttäter die Regierung. Widerspruch wird zum Schweigen gebracht, Menschenrechtsaktivismus wird unterdrückt und die Wahrheit über Verstöße wird verschleiert.

Claire Evans, ICC-Regionalmanagerin für den Nahen Osten, sagte: "Wir sind sehr besorgt über diese jüngsten Morde und die frühen Versuche der Behörden, das Narrativ, wie dieser Fall diskutiert wird, zu kontrollieren. Wir müssen uns an die Gefährdung der Opfer erinnern. Eine Frau, eine Mutter, und eine Christin. Eine 6-Jährige. Wir sind dankbar, dass ihre 4-jährige Tochter entkommen konnte, aber wir müssen uns daran erinnern, dass dies Narben fürs Leben sind. In der ägyptischen Gesellschaft ist dies repräsentativ für eine der gefährdetsten Bevölkerungsgruppen. Das muss von den Behörden anerkannt und nicht unterdrückt werden, wenn es irgendeine Hoffnung auf einen positiven sozialen Wandel geben soll, der christliche Frauen und Kinder als gleichberechtigte Bürger betrachtet."

Quelle: International Christian Concern; www.persecution.or

Aus dem Englischen übersetzt und überarbeitet von AKREF