14.04.2021

Nigeria: Sieben Jahre nach Chibok – zwischen Dank und Erschöpfung

Eltern treffen sich anlässlich des Jahrestages / einige der Freigelassenen heiraten demnächst

(Open Doors, Kelkheim)/ 14.04.2021 – Heute vor genau sieben Jahren erlangte der Name „Chibok“ traurige Berühmtheit: Kämpfer von Boko Haram stürmten die staatliche Mädchenschule in dem nigerianischen Ort, wo 275 Mädchen sich für eine Prüfung eingefunden hatten. Die Angreifer entführten 230 von ihnen; bis zu diesem Tag sind 111 Mädchen verschwunden. Am heutigen Mittwoch versammeln sich ihre Angehörigen; sie und ihre Töchter brauchen unser Gebet.

„Sieben Jahre wie hundert“

Neben der Ungewissheit belastet die Chibok-Eltern vor allem das Gefühl, von der Regierung im Stich gelassen worden zu sein. Yakubu Nkeki Maina, Sprecher der Elternvereinigung „Chibok Kidnapped Girls“, klagte im Gespräch mit Open Doors: „Wir haben die Regierung unter Tränen gebeten, uns zu helfen, aber unser Schrei ist auf taube Ohren gestoßen.“ Während schwer einzuschätzen ist, was die Regierung tatsächlich unternimmt, haben die vergangenen sieben Jahre den Eltern der entführten Mädchen viel abverlangt. Eine der Mütter, Yana Gana, beschreibt es so: „Diese sieben Jahre waren wie hundert für mich. Tag und Nacht habe ich gebetet und gehofft, dass meine Tochter wieder nach Hause kommt. Wenn meine Tochter tot ist, möchte ich es wissen, damit ich trauern und Frieden in meinem Herzen finden kann. Die Spannung ist zu groß.“ Yana berichtet sogar von gesundheitlichen Beeinträchtigungen infolge der jahrelangen Ungewissheit.

Weiterhin tödliche Angriffe durch Boko Haram

Erschwerend kommt die anhaltende Unsicherheit in ihrer Stadt hinzu, da Boko Haram immer noch Angriffe in der Gegend verübt. An Heiligabend zum Beispiel griffen sie Chibok und andere nahe gelegene Ortschaften an. Die Aufständischen kamen auf Motorrädern, schossen wahllos umher und setzten Häuser in Brand. In einem Ort umzingelten die Angreifer einige Jugendliche, als sie für den Weihnachtsgottesdienst am nächsten Morgen probten. Sie töteten acht von ihnen und setzten die Kirche in Brand.

Hochzeiten, Ausbildung und Beruf: Es gibt auch gute Nachrichten

Der Zugang zu den freigelassenen Chibok-Mädchen wird streng kontrolliert, aber von Nkeki Maina erfuhren wir, dass 39 der freigelassenen Mädchen weiterhin an der „American University of Nigeria“ (im Bundesstaat Adamawa) zur Schule gehen. 17 studieren in den USA, zwei haben ihren Abschluss gemacht, eine ist dort Pilotin geworden. „Wir danken Gott, dass nach allem, was sie durchgemacht haben, einige von ihnen junge Männer bekommen haben, die sie heiraten wollen. Zehn von ihnen werden im April heiraten. [Aber] einige der Mädchen machen immer noch ein schweres Trauma durch und haben sich geweigert, zur Schule zu gehen ...“, erklärte Nkeki Maina.

Quelle: Open Doors Deutschland

https://www.opendoors.de/nachrichten/aktuelle-meldungen/nigeria-sieben-jahre-nach-chibok-zwischen-dank-und-erschoepfung?pk_campaign=GM&pk_kwd=20210414