15.07.2021

Mosambik: Unruhen vertreiben Tausende

AKREF/International Christian Concern/15.07.2021 - Menschenrechtsgruppen und Hilfsorganisationen schlagen Alarm wegen einer eskalierenden Sicherheitslage im ostafrikanischen Mosambik. Hinter der Gewalt steckt eine Terrorgruppe, die sich Al-Shabab nennt. Sie hat ihre Loyalität dem islamischen Staat bekundet, auch wenn die Verbindung mit dem Islamischen Staat lose zu sein scheint. Dies ist ein Merkmal des IS – so lange die Loyalität/Treue bekundet wird, können regionale Milizen weitestgehend unabhängig vorgehen.

Mit der Ausbreitung der Gewalt sind Tausende auf der Flucht, auch über die Grenze nach Tansania. Boris Cheshirkov, Sprecher des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), unterstrich Anfang des Jahres in einer Erklärung die schlimme Lage der Flüchtlinge. "UNHCR ist alarmiert über Berichte, dass Mosambikaner (von Tansania – Anm. d. Red.) zurückgewiesen, gewaltsam zurückgebracht und daran gehindert wurden, Asyl zu beantragen", sagte er und bezog sich dabei auf ein grundlegendes Konzept des internationalen Rechts, das die Praxis verbietet, Flüchtlinge zu gefährden, indem man sie in ihr Heimatland zurückschickt. "Mehrere tausend Mosambikaner wurden seit letztem Jahr von Tansania in den Norden Mosambiks zurückgetrieben... Viele waren Frauen und kleine Kinder."

Al-Shabab vertritt eine radikal-islamistische Propaganda, und im Haltteen mit dem Vorgehen des IS ist die Bewegung ebenso sehr mit wirtschaftlichen wie mit ideologischen Motiven verbunden zu sein. Das Konzept „Din-wa-Daulah“ zu Deutsch „Religion bzw. Recht und Staat bzw. Wirtschaft“ ist das Herzstück der konservativen islamischen Ideologie: Staat und Religion, religiöses Recht und Wirtschaft sind aufs Engste miteinander verbunden. Darum heißt ja auch IS „Islamischer Staat“. Es geht darum, eine dem Islam kompatible Staatsordnung herzustellen, die über das Leben nach der Schariah wacht. Die Kontrolle über die Wirtschaftsgüter ist dabei entscheidend für den Erfolg des Modells. Es ist eine Fehleinschätzung zu meinen, die Dschihadisten wären „nur religiös“ oder „nur wirtschaftlich“ motiviert. Beides gehört für den radikalen Islam zusammen. Analog der Kontrolle über den Ölhandel durch IS in Nordsyrien und Irak, versucht al Schabab die Kontrolle über die Öl und Gasfelder Mosambiks zu erlangen, um ihren Islamischen Staat zu kontrollieren.

Die Bedrohung durch islamistischen Extremismus wächst in ganz Afrika und schließt viele Gruppen mit klaren IS-Verbindungen ein. Von Algerien über Nigeria bis hin zum Kongo und Mosambik ist es dem IS gelungen, in ganz Afrika Fuß zu fassen, einem Kontinent, auf dem wirtschaftliche Probleme und latent vorhandene extremistische Strömungen zu tiefsitzenden Spannungen und Instabilität geführt haben.

In vielen dieser Gebiete haben es IS-Mitglieder auf christliche Gemeinden abgesehen und verfolgen diese, so auch in Nigeria, wo die Terrorgruppe Boko Haram Zehntausende getötet und Millionen vertrieben hat. Die nigerianische Regierung hat Mühe, Boko Haram zurückzudrängen, obwohl die jüngsten Fortschritte dazu beigetragen haben, ihr Territorium zu verkleinern und die Angriffe auf christliche Dörfer in der gefährdeten Middle Belt Region des Landes zu verringern. Leider gibt es in der Regierung Nigerias Sympathisanten für den radikalen Islam.

Al-Shabab ist dafür bekannt, gezielt Zivilisten anzugreifen - ein aktueller Bericht der in Großbritannien ansässigen Nichtregierungsorganisation Save the Children berichtet von Kindern im Alter von 11 Jahren, die von der Gruppe enthauptet wurden. Andere NGOs haben Berichte veröffentlicht, die von ähnlichen Angriffen auf Zivilisten berichten, einschließlich Angriffen auf Kirchen und Geistliche.

Die mosambikanische Regierung hatte wenig Erfolg im Kampf gegen Al-Shabab und geriet kürzlich verstärkt ins Blickfeld. Eine Untersuchung von Amnesty International hatte Beweise dafür gefunden, dass mosambikanische Soldaten und Söldner der Dyck Advisory Group (DAG), einer südafrikanischen Organisation, selbst an weitreichenden Übergriffen beteiligt waren, die möglicherweise auf Kriegsverbrechen hinauslaufen. Der Amnesty-Bericht behauptet, dass die Armee und die Polizei an Enthauptungen beteiligt waren und dass die DAG wahllos auf Zivilisten schoss und sogar Handgranaten aus Hubschraubern in Menschenmengen abwarf.

 

Es ist lebenswichtig, dass die internationale Gemeinschaft dem IS entgegentritt, der seine radikal schädliche Ideologie in Afrika verbreiten will. Programme zum Aufbau von Infrastrukturen sind ein wichtiger Teil der Bemühungen, den radikalen Islamismus auf dem Kontinent zurückzudrängen. Es muss aber noch mehr getan werden, wenn die Menschen in Afrika friedlich und frei leben sollen. Dazu gehört auch, Regierungen für ihre Gräueltaten zur Rechenschaft zu ziehen und so freie und offene Gesellschaften zu fördern, in denen der Extremismus weniger Unzufriedenheit ausnutzen kann.

Hauptquelle: International Christian Concern; www.persecution.org

Aus dem Englischen übersetzt und überarbeitet von AKREF