22.07.2021

Myanmar: Soldaten werden für Vergewaltigung und Mord an einer Kachin-Frau nicht vor Gericht gestellt

International Christian Concern/22.07.2021  - Das burmesische Militär hat drei Soldaten festgenommen, um ein Verbrechen an einer 55-jährigen ethnischen Kachin-Frau namens Khaw Ywe zu untersuchen. Die Soldaten werden beschuldigt, die Frau, eine Bäuerin im mehrheitlich christlichen Kachin-Staat, vergewaltigt und ermordet zu haben.

Khaw Ywe lebte in einem kleinen Dorf im Bezirk Bhamo im Bundesstaat Kachin. Sie wurde am 14. Juli vermisst. Ihr Ehemann, Yin Fu, hatte in den Reisfeldern der Familienfarm auf sie gewartet, aber sie erschien den ganzen Tag nicht. Als er am Abend nach Hause kam, erfuhr er von seiner Familie, dass sie am Morgen auf die Felder gegangen war.

Nach Angaben von Radio Free Asia suchte Khaw Ywes Familie am nächsten Morgen nach ihr und fand zunächst ihre Tüte mit Samen am Straßenrand liegen und Anzeichen eines Kampfes. Dann, etwa eine Meile entfernt, fanden sie ihre Leiche in einem Wald. Sie hatte mehrere Stichwunden aufgewiesen.

Zwischen Khaw Ywes Haus und der Farm ihrer Familie befindet sich ein Militärlager, so dass sie gezwungen ist, etwa 20 Hektar Land des Armeelagers zu durchqueren, um zu ihrer Farm zu gelangen.

Ihr Ehemann sagte gegenüber Radio Free Asia: "Es war ein Fall von Vergewaltigung und Mord. Es gab viele Stichwunden. Wir wollen, dass [das Militär] mit den Mördern effektiv nach dem Gesetz verfährt. Sie scheinen dies nicht als Mord zu betrachten."

Am 17. Juli bestätigte das Militär den Vorfall, indem es sagte, dass die drei Soldaten Khaw Ywe versehentlich bei einer Auseinandersetzung getötet hätten. Die Armee nahm die drei Soldaten in Haft und ordnete eine Autopsie von Khaw Ywes Leiche an. Die Beweise wurden an das Chemische Büro des Militärs geschickt, aber die Erklärung gab nicht an, ob es sich um eine Vergewaltigung oder einen Mord handelte.

Die Familie der Frau, Nachbarn und andere Aktivisten haben die Befürchtung geäussert, dass es dem Rechtssystem des Militärs an Transparenz mangelt, um Gerechtigkeit zu schaffen. Myanmars Kachin-Staat hat seit dem Militärputsch vom 1. Februar, der die demokratisch gewählte Zivilregierung absetzte, eine drastische Zunahme der Kämpfe zwischen den lokalen pro-demokratischen Kräften und dem burmesischen Militär erlebt.

Ein Sprecher des Kachin State Women's Network (KSWN), einer Rechtsorganisation, die die Familie von Khaw Ywe unterstützt, sagte gegenüber RFA, dass man der Militärjustiz aufgrund der Erfahrungen in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit nicht trauen könne. "Es hat in der Vergangenheit viele solcher Vorfälle gegeben. Keiner weiß, ob sie die Straftätern zur Verantwortung gezogen haben. In vielen Fällen zahlen sie nur etwa 300.000 Kyat [182 US-Dollar] als Entschädigung, um den Fall zu regeln."

Dies war nicht das erste Mal, dass Kachin-Frauen der Brutalität der burmesischen Armee zum Opfer fielen. Zwei junge Lehrerinnen wurden 2015 vermutlich von Soldaten des 503. leichten Infanterie-Bataillons vergewaltigt und getötet. Dennoch wurde den Opfern keine Gerechtigkeit zuteil.

Quelle: International Christian Concern; www.persecution.org

Aus dem Englischen übersetzt und überarbeitet von AKREF