28.07.2021

Sudan: Glaubensfreiheit der Christen wieder gefährdet?

Die Ende 2019 zugesicherten Verbesserungen für Christen stehen in Frage

(Open Doors, Kelkheim) – Der Berater des sudanesischen Ministers für religiöse Angelegenheiten, der Christ Boutros Badawi, wurde Anfang des Monats in Khartum angegriffen. Am späten Abend des 3. Juli hielten bewaffnete Männer das Auto an, in dem er unterwegs war, zwangen ihn zum Aussteigen und verprügelten ihn schwer. Die Hilfsorganisation Christian Solidarity Worldwide (CSW) berichtete außerdem, dass am 28. Juni Rafat Obid, Leiter der Sudan Evangelical Presbyterian Church in Khartum verhaftet wurde.

Wie steht es um die Zusagen der Regierung vom November 2019?

Nachdem das Regime von Langzeit-Machthaber Omar al-Bashir im April 2019 abgesetzt worden war, wurde im November 2019 den Christen und Kirchen die Rückgabe gestohlenen Eigentums zugesagt sowie die freie Ausübung ihres Glaubens. Kirchengemeinden sollte der Bau eigener Gebäude und die Registrierung ermöglicht werden. Eine Nationale Kommission für Religionsfreiheit sollte eingerichtet werden. Ersten Verbesserungen folgen nun besorgniserregende Entwicklungen.

Das wurde auch bei dem Angriff auf Boutros Badawi deutlich. Laut CSW hatte sich Badawi offen beschwert über „Verzögerungen der Regierung bei der Aufarbeitung historischen Unrechts, das die christliche Gemeinschaft erfahren hat. Dazu gehören Rückgabe von Eigentum, Ausstellung von Registrierungszertifikaten für Kircheneigentum und die offizielle Anerkennung rechtmäßiger Kirchenkomitees, die die Verwaltung kirchlicher Angelegenheiten erleichtern“. Bei der Prügelattacke gegen Badawi drohten ihm die Angreifer, er solle sich zukünftig nicht mehr dazu äußern. Mit einem Brief gegen ihn an das Ministerium wurde auch versucht, ihn zu diskreditieren.

Der am 28. Juni verhaftete Rafat Obid wurde beschuldigt, ein illegitimes Kirchenkomitee zu leiten, das die Angelegenheiten der Sudan Evangelical Presbyterian Church in Khartum verwaltet. Bereits 2017 hatte ein Gericht Obid von ähnlichen Anschuldigungen freigesprochen. Die aktuellen Vorwürfe stammen von einem noch unter al-Bashir gegründeten alternativen Komitee, als Einmischungen der Behörden in kirchliche Angelegenheiten regelmäßig stattfanden.

Antichristliche Stimmung hält an

Während die sudanesische Übergangsregierung sich bemüht, die Menschenrechtsstandards einschließlich der Religionsfreiheit im Land zu verbessern, wird die Gesellschaft weiterhin von einem konservativen Islam dominiert. Open Doors hatte bereits im aktuellen Länderbericht festgestellt, dass Christen weiterhin nur schwer Baugenehmigungen für neue Kirchen erhalten würden, da die Regierung die lokalen konservativen Muslime nicht beleidigen wolle.

Die Angriffe auf Kirchen gehen weiter. Ein Kirchengebäude, das letztes Jahr durch Brandstiftung zerstört und danach wieder aufgebaut worden war, wurde im Mai nach Drohungen von Dorfbewohnern und Behörden wieder abgerissen. Drei Monate zuvor wurde ein christlicher Jugendleiter verhaftet und von Sicherheitsbeamten verhört, die ihn davor warnten, eine neue Kirche zu gründen, da das Christentum „böse“ sei.

Die Sprecherin von Open Doors für Subsahara-Afrika, Jo Newhouse, sagt dazu: „Diese Situationen zeigen, dass es zwar einige entscheidende rechtliche Veränderungen gegeben hat, aber in der Gesellschaft die antichristliche Stimmung weiter besteht. Die internationale Gemeinschaft sollte die sudanesische Regierung weiterhin in diesen Belangen unterstützen und sie ermutigen, die Täter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Diese Art der Einschüchterung wird nur dann zurückgehen, wenn deutlich gemacht wird, dass Straflosigkeit für solche Angriffe der Vergangenheit angehören.“ Sie ruft dazu auf, weiter im Gebet für die Christen im Sudan zu bleiben.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht der Sudan an 13. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: Open Doors, CSW