31.07.2021

Nordkorea: China liefert weitere 50 Nordkoreaner aus

In Nordkorea erwarten sie Straflager, Folter und eine stark zunehmende Hungersnot. Manche Menschen im Land essen sogar Gras, weil sie nichts anderes finden

(Open Doors, Kelkheim, 30.7.21) – Die Behörden in China haben am 14. Juli weitere 50 nordkoreanische Flüchtlinge in ihr Herkunftsland deportiert. Dort will die nordkoreanische Polizei zuerst von ihnen wissen, ob sie in China Gottesdienste besucht oder gebetet haben. Denn Christen kommen nicht in ein „reguläres“ Straflager, sondern in eines für politische Gefangene. Doch unabhängig davon, was die Flüchtlinge antworten, wartet der fast sichere Tod auf sie. Durch Hinrichtung oder weil sie an den Folgen von Misshandlungen oder der schrecklichen Haftbedingungen sterben werden. Selbst wenn sie aus der Haft entlassen werden ¬– in Freiheit kommt keiner, denn Freiheit gibt es nicht in Nordkorea. Außerdem leidet das Land unter einer Hungerkatastrophe riesigen Ausmaßes.

Schon seit vielen Jahren flüchten Nordkoreaner nach China. In Shenyang, Tumen und anderen Haftanstalten in China befinden sich mehrere Hundert nordkoreanische Flüchtlinge, die mit ihrer Auslieferung rechnen müssen. Die internationale Gemeinschaft hatte deshalb eine Kampagne gestartet und die chinesischen Behörden aufgefordert, nordkoreanische Flüchtlinge stattdessen nach Südkorea abzuschieben, wo sie im Rahmen der „Ein-Korea-Politik“ die Staatsbürgerschaft erhalten könnten.
In Nordkorea dagegen spitzt sich die Lage der gesamten Bevölkerung weiter zu. Die von Pjöngjang propagierte Eigenständigkeit hat das Land erneut in dunkelste Zeiten fallen lassen. Kim Jong Un hat die dramatische Lebensmittelknappheit bei einem Treffen hochrangiger Führer am 16. Juni öffentlich gemacht. Bereits im April hatte er „einen weiteren schweren Marsch“ angekündigt. Damit bezog er sich auf die Hungersnot in den 1990er-Jahren, als Millionen von Menschen im Land verhungerten.
Aufgrund chronischer Lebensmittelknappheit und steigender Preise verkaufe dem Nachrichtenmagazin Daily NK zufolge eine wachsende Zahl von Menschen ihre Häuser und ziehe umher. Sie leben auf der Straße oder an Bahnhöfen. Den Landwirten gehen die Vorräte aus und sie erwarten in diesem Jahr keine große Ernte. Nordkoreanische Offizielle machen die Abriegelung des Landes zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie für die Nahrungsmittelknappheit verantwortlich, das habe zu einem Rückgang des Handels geführt. Dazu kamen noch die Überschwemmungen im letzten Jahr. Nordkorea hält weiter an seiner Politik der Isolation und Investition in Atomkraft fest, während die Menschen im Land verhungern.
Immer weniger Menschen gelingt die Flucht nach Südkorea 
Das südkoreanische Vereinigungsministerium teilte indes mit, dass zwischen April und Juni dieses Jahres nur ein Mann und eine Frau als Flüchtlinge in Seoul angekommen sind. Im ersten Quartal dieses Jahres war noch 31 Menschen die Flucht nach Seoul gelungen, 14 Frauen und 17 Männer. 2020 waren es jedoch laut Vereinigungsministerium insgesamt 229 und im Jahr davor sogar 1.047 gewesen.
Die Reisebeschränkungen und Abriegelung vieler Länder aufgrund der Covid-19-Pandemie sind nur ein Grund für den Rückgang der Zahlen, denn die Route der Flüchtenden führt durch die Mongolei oder durch Vietnam, Laos, Kambodscha oder Thailand. Die Hauptursache ist jedoch, dass Nordkorea seine Grenzen mit Schießbefehl komplett abgeriegelt hat, angeblich um Covid-19-Infektionen fernzuhalten.
Auswirkung auf die Christen im Land 
Die seit Anfang 2021 nochmals verschärften Sicherheitsmaßnahmen und Überwachung aller Reisen im Land – inklusive Verlassen des Dorfes – lassen die Christen bei ihren Treffen noch vorsichtiger sein, besonders dann, wenn sie das Evangelium von Jesus Christus weitergeben. Sie haben die Tradition des „Heiligen Reises“ wieder aufgenommen, wonach jede Familie – trotz der Hungersnot – jeden Tag ein wenig vom eigenen Essen in einem Topf sammelt. Das bringen sie dann ihren Nachbarn, und geben unter schwierigsten Umständen auch das Evangelium weiter.
Dank der Gebete und Unterstützung von Christen weltweit können Partner von Open Doors über Netzwerke in China Christen in Nordkorea mit Nothilfe versorgen und am Leben erhalten. Doch die zu „Staatsfeinden“ erklärten Christen in den Arbeitslagern gehören wohl in der Hungersnot zu den Hauptleidtragenden.
Deshalb beten Sie bitte ernstlich für die Christen in Gefangenschaft – und für alle Menschen im Land. Denn „bei Gott sind alle Dinge möglich“, sagt Jesus in Matthäus 19,26.
Nordkorea nimmt auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors seit Jahren den ersten Platz ein und ist somit das Land, in dem Christen aufgrund ihres Glaubens am härtesten verfolgt werden.
Quelle: Open Doors, Daily NK