26.11.2021

Mosambik: Dschihadisten rücken im Norden vor

In Afrika sind Islamisten auf dem Vormarsch. Die württembergische Synode beschäftigte sich mit der Lage verfolgter Christen

Stuttgart (IDEA) – In Afrika erlangen islamische Extremisten zunehmend an Einfluss. Das geht aus dem Bericht zur Lage verfolgter Christen hervor, den Kirchenrat Klaus Rieth (Stuttgart) am 25. November der in Stuttgart tagenden Landessynode vorstellte. Der Leiter des Referats für Mission, Ökumene und Entwicklung im württembergischen Oberkirchenrat schilderte unter anderem die Situation in der Demokratischen Republik Kongo. Im Osten des Landes herrsche seit Jahrzehnten Krieg. „Mehr als 200 Milizen terrorisieren die lokale Bevölkerung. Sie, plündern, töten, vergewaltigen und vertreiben die Menschen aus ihren Dörfern. In der Regel werden sie dafür nicht zur Rechenschaft gezogen. Der kongolesische Staat ist in dieser Region so gut wie nicht präsent.“ Vordergründig gehe es in dem Krieg um die Kontrolle über die Bodenschätze in der Region, die für die weltweite Informationstechnik- und Elektro-Auto-Industrie wichtig seien. Doch auch ethnische und politische Motive spielten bei den Konflikten eine Rolle. Seit einiger Zeit häuften sich die Anzeichen, dass nun auch „dschihadistische Gruppen sowie die weltweite Terrororganisation Islamischer Staat“ (IS) in der Region aktiv seien. In den letzten Jahren habe die Miliz „Allied Democratic Forces“ (ADF) zahlreiche Attentate verübt. Sie sei aus einer der ugandischen Rebellengruppen entstanden, die im Ostkongo aktiv sei. 2017 habe sie sich zum IS bekannt. Rund 90 Prozent der Einwohner der Demokratischen Republik Kongo seien Christen, bis zu zehn Prozent Muslime.

Auch im südostafrikanischen Mosambik kämpften islamische Extremisten gegen die Regierung. Seit 2017 besetzten sie immer wieder Städte, Siedlungen und ganze Regionen im Norden des Landes. Im Juni 2019 hätten sie sich offiziell zum IS bekannt. Sie entführten regelmäßig Kinder und Jugendliche. „Die Jungen sollen zu Kämpfern ausgebildet werden, und die Mädchen werden an Kämpfer verheiratet, zur (Sex)sklaverei gezwungen oder ins Ausland ‚verkauft‘“. Die Regierung versuche bisher erfolglos, die Milizen mit Unterstützung aus den Nachbarländern und ausländischen Söldnern aufzuhalten. Mehr als 2.500 Menschen seien in dem Konflikt bereits gestorben. Nach Schätzungen der Europäischen Union sollen knapp 800.000 Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht sein, viele weitere hätten Schutz in den Anrainerstaaten gesucht. Christliche Hilfswerke wie Open Doors und „Kirche in Not“ sprächen mittlerweile von gezielter Christenverfolgung im Norden Mosambiks. Junge islamische Prediger, die in Ägypten, Katar, Saudi-Arabien oder Südafrika eine strenge Auslegung des Islam studiert haben, hätten neue Moscheen gebaut und armen Familien finanziell geholfen. Sie hätten die Muslime dort gelehrt, „dass eine Gesellschaft unter der Scharia fairer sei als das, was sie bisher unter der säkularen Regierung“ erlebten. Rund 54 Prozent der 30 Millionen Einwohner seien Christen, die vor allem im Süden und den großen Städten lebten. Im Norden und entlang der Küste wohnten dagegen mehrheitlich Muslime. Sowohl in Mosambik als auch in der Demokratischen Republik Kongo bemühten sich Vertreter der Kirchen um einen Dialog mit gemäßigten Muslimen, um die Gewalt zu stoppen, so Rieth.