30.11.2021

Irak: Chaldäischer Patriarch an Kommunistische Partei

Sektierertum schadet dem Land

Bagdad (Fides) - Im Irak sei das Haupthindernis für den Beginn eines echten demokratischen Prozesses die sektiererische Mentalität, die sich auch im so genannten "Quotensystem" widerspiegele, die die Sitze im Parlament und die Positionen in den öffentlichen Institutionen auf ethnisch-religiöser Basis aufteilt. Dies bekräftigt Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, in seinem Grußwort an die Teilnehmer des XI. Kongresses der irakischen kommunistischen Partei, der derzeit in Bagdad stattfindet.
In seiner Grußbotschaft dankt der chaldäische Patriarch den irakischen Kommunisten für die Einladung zum Kongress und bedauert, dass er aufgrund gleichzeitiger Verpflichtungen nicht persönlich anwesend sein kann. Der irakische Kardinal hofft, dass der Kongress die Gelegenheit biete, "eine klare Vision" der Situation, in der sich das Land befindet, zu vermitteln und dass er dazu beitragen werde, einen konkreten Plan zu entwerfen, der dem Land hilft, "aus der Krise herauszukommen“ und „den Rechtsstaat wieder aufzubauen", der auf dem "Prinzip der Staatsbürgerschaft" basiert, einen "souveränen Staat" in seinen politischen, juristischen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen, der sich vom Sektierertum emanzipiert, das "Korruption, Armut, Arbeitslosigkeit und Analphabetismus" hervorbringt. „Der Kongress der irakischen Kommunisten", so der Patriarch, könne „zu dem erhofften Mentalitätswandel" beitragen, und zwar durch die "Erziehung zu nationalen, menschlichen und moralischen Werten, damit jeder Mensch seine Verantwortung vor dem Land und seinen Mitbürgern wahrnimmt".
Die irakische Kommunistische Partei hatte die jüngsten Parlamentswahlen am 10. Oktober boykottieren. Nach Ansicht von kommunistischen Politikern und Aktivisten wurde diese Wahl durch Korruption und den Druck der bewaffneten Milizen, die immer noch große Teile des Landes, insbesondere im Norden, kontrollieren, manipuliert. Bei den letzten Wahlen im Mai 2018 hatte sich die Kommunistische Partei dem Sayrun-Bündnis angeschlossen, dem auch Bewegung des Schiitenführers Muqtada al Sadr angehörte. Das Bündnis hatte die meisten Stimmen erhalten und 54 der 329 Sitze im Parlament errungen.
Im Januar 2017 würdigten irakische Kommunisten öffentlich den chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako und dankten ihm für seinen Beitrag zur nationalen Versöhnung und seine anhaltenden Bemühungen, die Beteiligung aller politischen, ethnischen, sozialen und religiösen Komponenten an der Verwaltung des Landes zu fördern. Am 9. Januar desselben Jahres besuchte eine Delegation von Vertretern der irakischen kommunistischen Partei den Sitz des chaldäischen Patriarchats, um dem Patriarchen ihre Glückwünsche für das Weihnachtsfest und den Beginn des neuen Jahres zu übermitteln.
Die 1934 gegründete irakische kommunistische Partei spielte bis in die 1970er Jahre eine wichtige Rolle in der irakischen Politik und war an fast allen nationalen Aufständen und großen politischen Demonstrationen beteiligt, die in den 1940er und 1950er Jahren im Land stattfanden. Ab Ende der 1970er Jahre wurde er dann vom Regime von Saddam Hussein unterdrückt. Sie hatten sich unterdessen aber auch gegen die US-Invasion in den Irak im Jahr 2003 ausgesprochen.
(GV) (Fides 30/11/2021).