22.10.2021

Libyen: Ägyptische koptische Christen verschwinden

Freunde und Familien besorgt über eine Wiederholung der ISIS-gesteuerten Hinrichtungen

Washington D.C. (International Christian Concern) 22.10.2021  - International Christian Concern (ICC) hat erfahren, dass seit dem 30. September 2021 mindestens 17 ägyptische koptische Christen in Libyen verschwunden sind. Sie lebten in einem ägyptischen Viertel in Tripolis; es ist unbekannt, wer sie entführt hat und warum. Einige Freunde und Familienangehörige glauben, dass sie von den Behörden festgenommen wurden, während andere glauben, dass sie von einer bewaffneten Gruppe entführt wurden. Unabhängig davon befürchten sie gemeinsam, dass diese Personen wegen ihres christlichen Glaubens ins Visier genommen wurden und dass ihnen ein tödliches Schicksal droht, das an die Enthauptung von 21 koptischen Christen in Libyen durch ISIS im Jahr 2015 erinnert.

Ein ägyptischer Anwalt, dessen Freund vermisst wird, teilte mit: "Noch immer gibt es keine bestätigten Nachrichten. (Mein Freund) Emad Nasr und die anderen Kopten sind vor drei Monaten nach Libyen gereist. Sie flogen in die Vereinigten Arabischen Emirate und dann nach Libyen, da es keine Direktflüge nach Libyen gibt. Die Kopten hatten Visa für Libyen (Arbeitsvisa), aber sie bekamen keine Arbeitsmöglichkeiten und die Kosten für die Erneuerung der Visa sind hoch. Deshalb wurden sie von der libyschen Polizei vom 30. September bis heute festgehalten.

"Die Kopten hielten sich im Stadtteil Gargash in Tripolis auf. In diesem Wohngebiet waren sie von vielen Menschen aus anderen Ländern wie Indien und Bangladesch umgeben. Daher ist die Festnahme von nur 17 Kopten eine sehr mysteriöse Aktion! Wir befürchten, dass sich ein Vorfall wie der von ISIS wiederholen könnte. Wir sind dabei, das ägyptische Außenministerium zu kontaktieren, um in dieser Situation zu intervenieren", fuhr er fort.

Der Bruder eines der vermissten Kopten sagte: "Es ist nicht bekannt, ob sie von den libyschen Behörden festgenommen oder von Unbekannten entführt wurden... Sie lebten im Stadtteil Gargash, in dem Dutzende von Ägyptern wohnen. Wir haben von einem der dortigen Bewohner erfahren, dass eine Reihe von Ägyptern in diesem Viertel entführt wurden, ohne ihr Schicksal zu kennen. "

Nach Angaben der örtlichen Presse sind die Namen der Vermissten Emad Nasr, Assem Abo Gobrial, George Nasser Riad, Maris Malak Matias, Wael Samir Shawky, Hani Zaki Shaker Allah, Haitham Nazeer Malak, Gerges Nazi Malak, Thabet Gad Hanna, Bakhit Malak Matias, Adly Assad Ataya, Mikhaeil Nazir Malak, Roman Masoud Fahim, Karim Abu al-Ghait, Emad Nasri Qaldi, Daniel Saber Lamei und Ezekiel Saber Lamei.

Am 20. Oktober jährte sich der Todestag von Libyens ehemaligem Machthaber Moammar al-Gaddafi zum zehnten Mal. Ein Jahrzehnt der Instabilität und Gewalt hat Libyen zu einem Land gemacht, das von konkurrierenden bewaffneten Gruppen, Terroristen, Milizen und konkurrierenden Regierungen zerrüttet ist.

Dennoch war Libyen vor dem Aufstieg von ISIS im Jahr 2014 ein beliebtes Ziel für die koptische christliche Gemeinde Ägyptens. Die ägyptische christliche Gemeinschaft stand vor der Wahl: entweder die Marginalisierung zu ertragen, die die Christen in ihrem Heimatland in tiefe Armut stürzte, oder unter großem persönlichen Risiko nach Arbeitsmöglichkeiten in Libyen zu suchen. Die Enthauptung von koptischen Christen in Libyen im Jahr 2015 hielt viele davon ab, dorthin zu reisen, um zu arbeiten. Aber die anhaltende Marginalisierung der Christen in Ägypten zwingt sie weiterhin dazu, Alternativen in Betracht zu ziehen, darunter auch Hochrisikoländer wie Libyen.

Übersetzt und bearbeitet von AKREF

Quelle: www.persecution.org x