26.07.2004

Evangelische Allianz beklagt anhaltende Diskriminierung von Christen in der Türkei

Das Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelichen Allianz nimmt Stellung<br />

Evangelische Allianz beklagt anhaltende Diskriminierung von Christen in der Türkei

Das Institut für Islamfragen der Deutschen Evangelichen Allianz nimmt Stellung

Stuttgart (epd). Christen in der Türkei sind noch immer nicht gleichberechtigt. Auch nach dem Erlass der EU-Harmonierungsgesetze hat sich ihre Situation nicht verbessert, ihre Diskriminierung im Alltag dauert an. Christen in der Türkei würden wegen ihres Glaubens noch immer „massiv benachteiligt“, sagte Allianz-Generalsekretär Hartmut Steeb, der am Dienstag in Stuttgart zu einer Presseerklärung des mit der Allianz verbundenen Instituts für Islamfragen Stellung nahm.

Die aus dem Personalausweis ablesbare Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche führe immer wieder zu Benachteiligungen. Christen könnten ihren Glauben oft nicht öffentlich leben, sie seien großem gesellschaftlichem Druck ausgesetzt, sagte Steeb. Besonders Verwaltung und Militär begegneten Christen mit tiefem Misstrauen, sozialer und wirtschaftlicher Aufstieg werde ihnen erschwert.

Noch immer haben dem Papier zufolge christliche Kirchen in der Türkei keine eigene Rechtspersönlichkeit. Kirchliche Bauvorhaben sind einem extrem komplizierten und langwierigen Genehmigungsverfahren unterworfen. Nicht-türkische Staatsangehörige dürfen nur mit einer Ausnahmegenehmigung in der Türkei arbeiten, seit 1970 gibt es ein Verbot, christliche Geistliche in der Türkei auszubilden – das bedroht laut Steeb langfristig den Bestand der Kirchen.

In der Erklärung wird auch gerügt, dass der Völkermord an rund 1,5 Millionen Armeniern im Verlauf des Ersten Weltkrieges in der Türkei und das Massaker an rund 500.000 assyrischen Christen noch immer tabuisiert würden. Allein schon ihre Erwähnung werde heute noch strafrechtlich verfolgt. Nach wie vor sei es auch verboten, in den Klöstern des Tur Abdin in aramäischer Sprache zu unterrichten.

Die EU müsse bei eventuellen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei unbedingt darauf bestehen, dass dort alle Bürger gleiche Rechte erhielten, sagte Steeb. Bis jetzt müsse trotz vereinzelter Reformansätze am Durchsetzungswillen der türkischen Regierung gezweifelt werden. Wegen der langanhaltenden Benachteiligung und Verfolgung sei der christliche Bevölkerungsanteil in der Türkei im Verlauf des 20. Jahrhunderts von rund 20 auf noch 0,3 Prozent gesunken.