14.03.2004

SRI LANKA

146 Kirchen und Versammlungsstätten in den letzten 4 Monaten geschlossen

SRI LANKA

146 Kirchen und Versammlungsstätten in den letzten 4 Monaten geschlossen

Die religiöse Situation in Sri Lanka verschlechtert sich seit Jahren ständig. Jetzt scheint sich der Konflikt zwischen den etablierten Buddhisten, der Regierung, den nicht staatlichen Organisationen (NGOs) und der Kirche jedoch zuzuspitzen. Buddhistische Mönche haben vor kurzem eine Partei, Jathika Hela Urumaya (JHU) gegründet, die bei der Wahl am 4. April antreten soll. Die Mönche protestieren gegen die "NGO Mafia". Darunter verstehen sie Hilfsorganisationen wie z. B. World Vision und Missionsgesellschaften. Fast täglich werden Mitarbeiter von Kirchen, christlichen Gemeinden und Hilfsorganisationen belästigt oder attackiert.



Allein in den letzten vier Monaten wurden hundertsechsundvierzig Kirchen bzw. andere christliche Versammlungsstätten geschlossen. Dies bestätigt Johan Candelin (Finnland), der Direktor der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, der erst kürzlich von einem offiziellen Besuch aus Sri Lanka zurückgekehrt ist. Die Welt sollte den wachsenden religiösen Nationalismus in Sri Lanka nicht länger ignorieren. Besonders bedenklich findet es Candelin, dass bisher noch niemand für die gewaltsamen Angriffe verurteilt wurde. Dies sende ein Signal aus, dass man Christen attackieren dürfe, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.



Johann Candelin berichtet über Angriffe mit Brandsätzen durch fanatisierte Mobs und von einer Medienkampagne gegen die Christen, die die bedrohliche Situation weiter aufheizt. Allein im Dezember 2003 gab es 40 Angriffe. Dabei muss man bedenken, dass nach Schätzungen nicht einmal die Hälfte der Angriffe angezeigt werden. Er gibt zu bedenken: "Denken Sie nur an die Kinder, die ansehen müssen, wie das Haus ihrer Familie niedergebrannt wird!" Seit Jahren läuft anscheinend - so Candelin - eine Kampagne, um ein Anwachsen des Einflusses der Christen zu verhindern. Dabei gehört es zur Strategie, dass kaum Kirchen der etablierten Konfessionen in den großen Städten angegriffen werden, sondern wenn das Evangelium zum ersten Mal in einem buddhistischen Dorf verkündigt wird, beginnen die Angriffe. Zeitungen, Bücher, aber auch Aufschriften auf Wänden sind voll von Desinformation und Hass. Auf einer niedergebrannten Kirche sah Candelin die Aufschrift "Die Kirche gibt es nicht mehr". Natürlich löste die verleumderische Behauptung, dass Christen den prominenten buddhistischen Leiter Soma getötet hätten, weitere Angriffe aus. Soma erlag in Moskau einer Herzattacke. Drei Ärzte stellten eindeutig fest, dass er eines natürlichen Todes gestorben war.



Eine besondere Gefahr für die Zukunft sieht Candelin darin, wenn nach der Wahl am 4. April Vertreter der neuen radikal buddhistischen Partei JHU ins Parlament einziehen. Damit hätten sie eine öffentliche Plattform für ihre antichristliche Botschaft bzw. könnten im schlimmsten Fall das Zünglein an der Waage einer Mehrparteienkoalition sein, was ihnen mehr Einfluss einräumen würde, als ihnen aufgrund der Mehrheitsverhältnisse zukommen würde. Einmal im Parlament würden Abgeordnete der JHU versuchen, ein Gesetz gegen religiöse Bekehrungen nach indischem Vorbild einzuführen. Abgeordnete anderer Parteien könnten in diesem Fall zögern, gegen eine solche Gesetzesvorlage zu stimmen, um nicht in den Verdacht zu kommen, die Christen gegen den Buddhismus zu verteidigen.



Die Stimmung unter den Christen beschreibt Candelin dennoch als gut. Natürlich sind sie besorgt, aber es gibt zwei gute Nachrichten: 1. Die Evangelische Allianz leistet großartige Arbeit in der Koordination und Unterstützung leidender Christen und Gemeinden. 2. Die katholische Kirche setzt sich jetzt auch für Religionsfreiheit für alle Christen ein, nachdem auch einige katholische Kirchen attackiert wurden. In diesem Zusammenhang betont Johan Candelin auch, dass die Mehrzahl der Buddhisten in Sri Lanka keine Gewalt anwenden und auch nicht für die Angriffe auf Christen sind.




Links



1) JHU monks want to rebuild Dhamma kingdom


By P. Wijetunge and L.B. Senaratne. 3 March 2004


www.dailymirror.lk/2004/03/03/front/1.asp

 


ALSO BBC: 2 March 2004


Monks to contest Sri Lanka poll


news.bbc.co.uk/2/low/south_asia/3524583.stm

 


Buddhist monks´ election bid


news.bbc.co.uk/2/low/south_asia/3523125.stm

 



2) BBC Timeline: Sri Lanka


news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/country_profiles/1166237.stm

 



3) www.hindustantimes.com/news/181_557452,00410008.htm