18.04.2007
Irak: Waren christliche Schwestern möglicherweise Opfer eines Raubüberfalles?
Mordmotiv nicht eindeutig – Erzbischof: Christen werden oft wegen Geld angegriffen
Irak: Waren christliche Schwestern möglicherweise Opfer eines Raubüberfalles?
Mordmotiv nicht eindeutig – Erzbischof: Christen werden oft wegen Geld angegriffen
ISTANBUL, 11. April 2007 – Die beiden im Irak ermordeten Christinnen könnten
möglicherweise Opfer eines Raubüberfalles geworden sein. Diese Vermutung äußerte der
Kirkuker Erzbischof Louis Sako. Am 26. März brachen bislang unbekannte Personen in das
Haus der Schwestern in Kirkuk ein und verwüsteten die Einrichtung. Erzbischof Sako zufolge
stachen die Unbekannten wiederholt auf Fadhila Naoum (85) ein und erwürgten Margaret
Naoum (79). Sako schloss damit religiöse Motive für die Ermordung der Frauen aus. Nur Raub
könne das einzige Motiv gewesen sein. Dieser Überfall zeige jedoch die wachsende
Unsicherheit von Christen, die im kriegerschütterten Irak oft Zielscheibe für Raubüberfälle
werden. Allerdings, so Sako, hätten die Einbrecher nichts mitgenommen. Ein Polizeibeamter
teilte der Associated Press mit, er habe die Möglichkeit eines Raubversuchs ausgeschlossen.
Über die Ermordung der Schwestern, die von den religiösen Gemeinschaften in Kirkuk offen
verurteilt worden sein soll, wurde in den Medien berichtet. Die Morde werfen ein Licht auf die
Zunahme der Gesetzlosigkeit im Irak, von denen besonders die Christen sowie die anderen
Minderheiten betroffen sind.
Laut Informationen von Open Doors würden extremistische Muslime daran arbeiten, Christen
aus bestimmten Städten zu vertreiben. Die meisten irakischen Christen jedoch geraten ins Visier
von Extremisten, weil sie Geschäfte besäßen und angenommen wird, die Christen würden über
entsprechendes Geldvermögen verfügen. Geistliche sagten dem Informationsdienst Compass
Direct in Bagdad, fünf der sieben im vergangenen Jahr entführten kirchlichen Leiter seien
vermutlich aus Geldgründen entführt worden. Die Brutalität der Ermordungen und fehlende
Beweise für einen Raubüberfall hätten allerdings dazu geführt, anzunehmen, die Verbrechen
könnten religiöse Motive gehabt haben. „Die Terroristen haben schon einen christlichen
Polizisten, einen Soldaten und einen Erdölingenieur umgebracht", teilte Pater Saoor Shamel
vom Domkapitel der Kathedrale Kirkuks den Tuscaloosa News am 27. März mit.
Hintergrund: Minderheiten im Irak
Die Minderheiten des Iraks bestehen sowohl aus ethnischen als auch religiösen Gruppen, wobei
Turkomanen, Faili-Kurden und Shabaks die wichtigsten muslimischen Minoritäten sind. Bis
1991 waren 3 Prozent der Einwohner Christen, zumeist handelte es sich um Chaldäer
(Katholiken des östlichen Ritus) und Assyrer (Kirche des Ostens) sowie um die kleineren
syrisch-orthodoxen Katholiken, die syrischen Katholiken des östlichen Ritus, die armenischen
(orthodoxen und katholischen) und die protestantischen Kirchen. Aufgrund von
Auswanderungen sei die christliche Bevölkerung seit dem Jahr 2003 auf die Hälfte gesunken,
so das irakische Ministerium für Migration und Vertreibung. Compass Direct beobachtet die
Zunahme von kurdischen und arabischen Konvertiten aus dem Islam in kleiner Anzahl. Weitere
religiöse Minderheiten, die vom Konflikt im Irak besonders destabilisiert wurden, sind die
Mandäer, welche gnostischen Traditionen folgen, die Yazidis, Baha´is und eine kleine Zahl von
Juden. Laut der internationalen Minderheitsrechtsgruppe leben im Irak jetzt insgesamt 15.000
Palästinenser, viele von ihnen seit 1948. Im Jahr 2003 waren es noch 35 000.
Compass Direct/OpenDoors