07.08.2007

Türkei: Erdogans Wahlsieg ist für Vatikan das "bestmögliche Ergebnis"

Rom/Italien, 23.07.2007 (ORF/APD) Der vatikanische Kurienkardinal Sergio Sebastiani
bezeichnete den Sieg des türkischen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan bei den
Parlamentswahlen in der Türkei als "bestmögliches Ergebnis für Europa und die christlichen
Kirchen". Der Wahlsieg werde es Erdogan erlauben, sein Reformprogramm fortzuführen, ist
Sebastiani überzeugt.
Gleichzeitig betonte Kardinal Sebastiani in einem Interview der Mailänder Zeitung "Corriere
della Sera" vom 23. Juli (Montag), die Europäische Union solle die Verhandlungen zum
EU-Beitritt der Türkei wieder aufnehmen. Es wäre unklug, wenn die EU der Türkei die Türe vor
der Nase zuschlagen würde, meinte Sebastiani, der ab 1985 fast zehn Jahre als Apostolischer
Nuntius in der Türkei gelebt hatte und heute Präsident der Vatikanischen Wirtschaftspräfektur
ist. Europa müsse die Entwicklung und die Fortschritte der Türkei auf dem Weg zu einer vollen
Demokratisierung sorgfältig beobachten, insbesondere die Lage der Menschenrechte und die
Religionsfreiheit. Allerdings sollte man dabei kein Ultimatum stellen oder sonstwie die
"nationale Sensibilität" verletzten.
Nachdem der Vatikan einem EU-Beitritt der Türkei zunächst skeptisch begegnet war, hatte sich
Papst Benedikt XVI. im vergangenen Jahr bei einer Reise in das Land für eine
Vollmitgliedschaft der Türkei ausgesprochen.
Absolute Mehrheit für Erdogan im Parlament
Die islamisch-konservative AKP von Ministerpräsident Erdogan kam laut vorläufigem
Endergebnis bei den gestrigen Parlamentswahlen auf 46,7 Prozent der Stimmen und holte die
absolute Mehrheit der Parlamentssitze.
Noch am Wahlabend kündigte Erdogan an, er werde demokratische Reformen und die
wirtschaftliche Entwicklung ebenso weiter vorantreiben wie die Gespräche über eine EU-Mitgliedschaft.