31.08.2007
Ägypten: Anwalt eines ehemaligen Muslims legt Mandat nieder
Konvertit kämpft für die Anerkennung seines Religionswechsels
Ägypten: Anwalt eines ehemaligen Muslims legt Mandat nieder
Konvertit kämpft für die Anerkennung seines Religionswechsels
ISTANBUL, 13. August 2007 – Der Anwalt eines vom Islam zum Christentum übertretenen
Muslim hat sein Mandat niedergelegt, nachdem er Todesdrohungen erhalten hat. Sein Mandant,
der ägyptische Christ Mohammed Ahmed Hegazy, will gerichtlich eine offizielle Anerkennung
seines Religionswechsels von Islam zum Christentum durchsetzen. Sein Anwalt, Mamdouh
Nakhla, Direktor des Menschenrechtszentrums Al Kalema, hatte Todesdrohungen vom
ägyptischen Sicherheitsdienst (SSI) erhalten. Dennoch gab er am 7. August als Grund an, er
wolle das Mandat im Interesse der „nationalen Einheit", um keine Muslime zu kränken oder
„die Öffentlichkeit zu provozieren" niederlegen. Auf einer Pressekonferenz in seinem Kairoer
Innenstadtbüro sagte er, sein Mandant habe ihm wichtige Dokumente nicht vorgelegt, aus denen
hervorgeht, dass die Behörden ihm die Ausstellung eines Ausweises verweigert haben. Ein
Mitglied des Menschenrechtszentrums warf ihm vor, aus persönlichen Gründen von dem Fall
abzutreten. „Er wird bedroht; er tut das unter Druck!" Laut dem Informationsdienst Compass
Direkt soll der Anwalt vom SSI angerufen worden sein. Man habe ihm gesagt, er solle den Fall
zurückziehen, sonst könnte er getötet werden. Aufgrund von Drohungen und Angriffen in den
nationalen Medien war der Christ Hegazy gezwungen, unterzutauchen. Er sucht nach einem
neuen Anwalt. Bei einem Fernsehinterview hatte der Konvertit am 5. August gesagt, kein Christ
habe ihn zum Religionswechsel gedrängt: „Sie sagten mir nur, ich solle die Bibel gut lesen und
mich entscheiden.“ Muslim trat freiwillig zum Christentum über
Angeführt von Sheikh Youssef el-Badry haben einige muslimische Geistliche und Anwälte
Nakhla angeklagt, einen Religionskonflikt zu verursachen und Muslime zu taufen. Der Fall
hatte durch die Berichte in den nationalen Medien für Aufruhr gesorgt. Anwalt Nakhla rief
Muslime und Christen auf, über dieses heikle Thema nicht zu sprechen. Auf den Titelseiten
hatten verschiedene Zeitungen unter anderem behauptet, der Christ Hegazy stehe mit einem
„Christianisierungsnetzwerk" in Kontakt, das jungen Muslimen Geld und die griechische
Staatsbürgerschaft verspreche, falls sie zum Christentum konvertieren würden. Gemeldet wurde
auch, dass der Anwalt das Mandat niedergelegt habe, weil Hegazy „Publicity und Ruhm" suche.
Seinem Vater zufolge sei sein Sohn von christlichen Missionaren genötigt worden, vor Gericht
zu gehen.
Hintergrund:
In Ägypten ist es einem Christen möglich, zum Islam zu konvertieren. Muslime jedoch, die
Christen geworden sind, haben keine rechtliche Möglichkeit, den Religionseintrag in ihren
Ausweisen ändern zu lassen. Grund ist die Scharia (das islamische Recht). Viele muslimische
Gelehrte sehen darin, dass das Verlassen des Islams ein todeswürdiges Verbrechen ist. Im Juli
sagte einer der höchsten religiösen Berater Ägyptens, zwar sei Apostasie eine schwere Sünde,
doch sie verdiene keine „irdische Bestrafung". Wie Agence France-Press am 26. Juli meldete,
erläuterte der Großmufti seine umstrittene Äußerung später dahingehend, dass nur solche
„Apostaten, die sich aktiv an der Subversion der Gesellschaft" beteiligen, bestraft werden
sollten. Nach Artikel 2 der ägyptischen Verfassung ist die Scharia die Grundlage des
Gesetzbuches. Viele Muslime sehen keinen Unterschied zwischen Apostasie und Subversion.
Seit 2004 haben Dutzende von Kopten, die zum Islam übergetreten waren, das Recht auf
Rückkehr zu ihrem ursprünglichen Glauben erlangt. Hegazy ist der erste traditionelle Muslim,
der den Versuch unternommen hat, den Wechsel amtlich zu machen. Zwar ist der
Religionsübertritt in Ägypten nicht ausdrücklich verboten, doch muslimische Konvertiten zum
Christentum sind oft zu einem Doppelleben gezwungen, um Folter vonseiten der
Verwandtschaft und der Polizei zu vermeiden, verbergen sie ihren Glauben.
Compass Direct/OpenDoors