31.08.2007

Ägypten: Leiter einer christlichen Menschenrechtsgruppe verhaftet

61-Jähriger unterstützt einen Konvertiten, der für Anerkennung seines Religionswechsels kämpft

Ägypten: Leiter einer christlichen Menschenrechtsgruppe verhaftet

61-Jähriger unterstützt einen Konvertiten, der für Anerkennung seines Religionswechsels kämpft

 

ISTANBUL, 13. August 2007 – In Ägypten wurde der Leiter einer Menschenrechtsorganisation
verhaftet. Nach Auskunft des internationalen Direktors der christlichen Organisation MECAM
mit Sitz in Kanada hat die ägyptische Polizei am 8. August Dr. Adel Fawzy Faltas (61)
festgenommen. Er hatte in einem Internetforum mit dem Christen Mohammed Ahmed Hegazy
gechattet. Hegazy kämpft derzeit gerichtlich für die Anerkennung seines Religionswechsels vom
Islam zum Christentum. Er will den Eintrag der Religionszugehörigkeit in seinem Ausweis
ändern lassen. Am 7. August sagte sein Anwalt öffentlich, er habe das Mandat niedergelegt.
Zuvor hatte der Rechtsanwalt Todesdrohungen erhalten. Der Christ habe inzwischen in
Rechtsanwalt Ramses Raouf el-Nagar einen neuen Rechtsbeistand gefunden. Wie Nader Fawzy,
der Leiter der Middle East Christian Association (MECA) berichtete, meldeten am 7. August
telefonisch mehrere leitende Mitarbeiter der Gruppe in Ägypten, dass sie von der Polizei
beschattet werden.
Tags darauf stürmten Beamte der Sicherheitspolizei (SSI) in Kairo um 14.30 Uhr die Wohnung
von Dr. Faltas. Zwei Laptops und ein Computer sowie alle Bücher wurden beschlagnahmt. „Sie
schlitzten die Matratzen auf und rissen alles auseinander", sagte Fawzy. Dr. Faltas seien die
Augen verbunden worden und die Hände auf dem Rücken gefesselt gewesen. Über die
Festnahme eines weiteren Mitglieds der Gruppe, Peter Ezzat, ist wenig bekannt. Die übrigen
führenden Mitglieder sind untergetaucht. Noch am Abend wurde ein mit der MECA arbeitender
Priester zu einer polizeilichen Befragung vorgeladen, wenig später jedoch wieder gehen
gelassen. Angehörige der SSI brachten Dr. Faltas und Peter Ezzat zur SSI-Zentrale in Lazoghly.
Anklage wegen Rufmord und Bekehrung von Muslimen
Wie Fawzy von dem Anwalt der Menschenaktivisten, Ramses Raouf el-Nagar, erfahren hat,
erwägt der Staatsanwalt fünf Anklagepunkte, u. a. Bekehrung von Muslimen zum Christentum,
Rufmord an Ägypten und Beleidigung des Islam. Außerdem könnten Faltas auch seine Kontakte
zu einer ausländischen Organisation zum Vorwurf gemacht werden. Obwohl eine Konversion
aus dem Islam nicht ausdrücklich verboten ist, widerspricht sie den islamischen Prinzipien und
diese sind gemäß der Verfassung die Grundlage des ägyptischen Rechts. Ägyptische
Konvertiten zum Christentum verbergen normalerweise ihren Glauben, um nicht von der Polizei
und Mitgliedern der Familie drangsaliert zu werden.
Menschenrechtsorganisation im Visier der Behörden
Dr. Faltas hatte den Konvertiten Hegazy am ersten Augustwochenende zu Gast. Vom 4.-5.
August waren die beiden online im Chat-Room von MECA, beantworteten Fragen und
veröffentlichten Einzelheiten des Falles. Fawzy zufolge hat aber nicht nur die Zusammenarbeit
von MECA mit Hegazy den Unmut der Polizei erregt. Im Juli verklagten MECA-Anwälte die
Regierung im Namen von Christen aus dem oberägyptischen Dorf el-Kosheh auf
Schadensersatz. Dort war es im Januar 2000 zu dreitägigen Ausschreitungen gekommen und bei
Angriffen von Muslimen auf Christen wurden mindestens 21 Kopten getötet und 18 verletzt
sowie einige hundert Häuser zerstört worden. Über diesen Fall soll am 6. September entschieden
werden. Außerdem waren MECA-Mitglieder für die muslimische Familie eines Mannes aktiv,
der am 7. August während einer Polizeirazzia vom Balkon fiel. Da ein MECA-Angehöriger ihr
Nachbar ist und die Familie der Polizei Mord vorwirft, half die Organisation bei der Erstattung
der entsprechenden Anzeige. Im Juni hat MECA die Anerkennung als eingetragene
Nichtregierungsorganisation beantragt, sie aber noch nicht erhalten.
Compass Direct/OpenDoors