01.02.2007

Indonesien: Poso am Rande des Abgrunds - Jihad in Indonesien

Am 22. Januar ging die Polizei gegen eine Gruppe der Terrororganisation Jemaah Islamiyah vor,
der es gelungen war, diese Stadt in Zentralsulawesi 3 Jahre lang zu terrorisieren, bevor die
Identität der Hauptbeteiligten bekannt wurde. Bei dem Polizeieinsatz kamen 16 Menschen ums
Leben, darunter auch ein Polizist. Die Entschlossenheit der Polizei, gegen gewalttätige
Jihadbewegungen in Poso vorzugehen ist zu begrüßen. Eine große Gefahr liegt jedoch darin,
dass die islamischen Kämpfer jede Polizeiaktion als einen Kampf gegen den Islam darstellen,
um damit weitere Sympathisanten für den bewaffneten Kampf zu gewinnen. Es ist mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass die 15 Männer, die am 22.
Januar bei Kämpfen mit der Polizei ums Leben kamen, als "Märtyrer" dargestellt werden.
Die Ereignisse vom 22. Januar im einzelnen: Kurz nach dem Morgengrauen rückte die Polizei
in ein ruhiges Wohngebiet in Poso vor, um eine Gruppe von Männern zu verhaften, die meisten
von ihnen Mitglieder von Jemaah Islamiyah, die wegen zahlreicher Bombenanschläge
Enthauptungen und wegen des Abgebens von Schüssen aus fahrenden Autos gesucht wurden.
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Am Ende des Tages waren ein Polizist und 15 andere Personen, die meisten, aber nicht alle
islamische Kämpfer, tot. Außerdem gab es Verwundete auf beiden Seiten. Über 20 Männer
wurden verhaftet, als sie zu fliehen versuchten.
"Der seit langer Zeit im Gang befindliche Jihad in Poso hat sich verändert, weg von Racheakten
gegen Christen am Ort und hin zu einem Krieg gegen die Polizei" meint Robert Templer, der
Direktor des Asienprogramms von Crisis Group. "Selbst wenn alle Verdächtigen verhaftet
werden, kann man nicht davon ausgehen, dass die Gewalt in Poso vorbei ist.
Es wäre zu begrüßen, wenn die indonesische Regierung die eigentlichen Ursachen der ständigen
Gewalt in Poso untersucht. Dafür wäre eine unabhängige Fact Finding Mission erforderlich, in
der Zivilbeamte, Militär, Polizei, religiöse Leiter und NGOs zusammen arbeiten, um die
Missstände zu untersuchen, die nach den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen
herrschen, die Poso 2000-2001 erschüttert haben. Wichtig wäre vor allem auch, die Bedürfnisse
der Vertriebenen zu erfassen, die Heimkehr Vertriebener zu ermöglichen und Arbeitsplätze zu
schaffen, damit die Menschen nicht versucht sind, im Weg des "Märtyrers" den Ausweg aus
ihrer Not suchen.
Quelle: Watch Indonesia e.V., aus dem Englischen übersetzt von JJ/ÖEA/AKREF