01.02.2007
(ms./CSI) 29.01.2007 - Beispiele aus jüngerer Vergangenheit zeigen auf, dass sich selbst Länder
Uniformierte setzten Tränengas gegen 800 Christen ein – Sechs Personen wurden verletzt
ISTANBUL, 15. Januar 2007 - Zum Jahreswechsel sollen sudanesische Polizisten in Khartum
rund 800 Christen während eines Gottesdienstes mit Tränengas angegriffen haben. Das
berichtete Sylvester Thomas, Domherr der anglikanischen Kathedrale von Khartum, gegenüber
dem Informationsdienst Compass Direct. Die Polizei allerdings bestreitet den Überfall auf die
Kathedrale, bei dem sechs Christen verletzt wurden und ein Sachschaden von rund 5.400 Euro
entstand. Nach Beginn der Mitternachtsmesse feuerte die Polizei Tränengas in die Kirche. Als
die Christen aus dem Haupteingang der Kirche flüchteten, wurden sie von Polizisten mit
Peitschen und Stöcken geschlagen. An der Messe hatten auch UN-Mitarbeiter und
Regierungsbeamte, darunter der Sekretär von Vizepräsident Kiir sowie der frühere
Vizepräsident Abel Alier, teilgenommen. Es wurde Anzeige erstattet. Noch sei, so Thomas,
nicht eindeutig festgestellt worden, wer den Angriff durchführte. Die Polizei behauptet, die
Täter würden nicht aus Polizeikreisen stammen, so Thomas weiter. „Aber sie trugen alle
Uniform und gebrauchten Schusswaffen und Polizeiautos." Gegenüber Compass Direct wollte
ein Polizeisprecher aus Khartum den Übergriff auf die Kirche nicht kommentieren.
Vizepräsident Salva Kiir, ein südsudanesischer Christ, forderte in einer im Fernsehen
übertragenen Rede die Strafverfolgung der Angreifer. Er traf sich zu diesem Zeitpunkt mit
Präsident Omar Al-Bashir aus dem Nord-Sudan zum 2. Jahrestag der Unterzeichnung eines
Friedensabkommens, das den 21 Jahre dauernden Bürgerkrieg zwischen Islamisten aus dem
Norden und Christen, Muslimen sowie Animisten aus dem Süden beendete. Kiir und Al-Bashir
warfen sich gegenseitig vor, die Umsetzung des Friedensabkommens und die Teilung der
Öleinkünfte zu blockieren. Im Nordsudan mit einem islamistischen Regime wurde der Angriff
auf die Kathedrale nicht kommentiert.
Hintergrund:
Das im Januar 2005 unterzeichnete Friedensabkommen zur Beendigung des Bürgerkrieges
enthält Garantien für nichtmuslimische Minderheiten, die im Nordsudan unter islamischem
Recht leben. Zwei Jahre später berichten Christen aus der Hauptstadt Khartum weiter von
Diskriminierung und Drangsalierung. Im Mai 2006 saß Pfarrer Elia Komondan von der
Allerheiligenkathedrale wegen angeblicher Entführung einer Frau eine Woche in Haft. Das
vermeintliche Opfer war zwei Tage nach seiner Verhaftung unversehrt wieder aufgetaucht. Die
ehemalige Muslima war vor zwei Monaten untergetaucht, weil ihr Vater sie schwer misshandelt
hatte. Sie war zum Christentum übergetreten. Von den rund 33 Millionen Einwohnern Sudans
sind 65 Prozent Muslime und ca. 26 Prozent Christen. Der Rest gehört Stammesreligionen an.
Nach der Einführung der Scharia im Norden gelten zum Christentum konvertierte Muslime als
Abtrünnige. Nach dem islamischen Recht, der Scharia, steht auf Apostasie (Abfall vom Islam)
die Todesstrafe. In Sure 4,89 heißt es: „Und wenn sie sich abwenden (und eurer Aufforderung
zum Glauben kein Gehör schenken), dann greift sie und tötet sie, wo (immer) ihr sie findet, und
nehmt euch niemand von ihnen zum Freund oder Helfer!“