01.02.2007

Zentralasien: Druck auf Christen nimmt zu

Bezüglich der Religionsfreiheit der Gemeinden in Zentralasien machen sich<br />gemeinsame Trends in Richtung Verschlechterung bemerkbar.<br />(Von Anneta Vyssotskaia)<br />

Zentralasien: Druck auf Christen nimmt zu

Bezüglich der Religionsfreiheit der Gemeinden in Zentralasien machen sich
gemeinsame Trends in Richtung Verschlechterung bemerkbar.
(Von Anneta Vyssotskaia)

RLC/WEA/AKREF Die Regierungen sind gegenüber den Evangelisationstätigkeiten von
Christen, besonders unter der muslimischen Bevölkerung, zunehmend negativ eingestellt und
wollen dies vermehrt kontrollieren oder völlig verhindern. Sie fürchten, dass dort die
Spannungen eskalieren könnten, wo in der lokalen Bevölkerung die Anzahl der Konvertiten aus
dem Islam zunimmt. Andere Beispiele zeigen, dass Regierungen wegen der Aktivitäten
islamischer Gruppen nun Gesetze verabschieden, um, entsprechend den Bedenken aus der
Bevölkerung, religiöse Minderheiten zu kontrollieren. Da Christen jedoch überall in
Zentralasien eine religiöse Minderheit darstellen, werden sie gemeinsam mit den islamischen
und anderen religiösen Gruppen von solchen Gesetzen eingeschränkt. Außerdem betrachten
örtliche muslimische Gemeinschaften die Konvertiten als ´Verräter´ und Feinde und verfolgen
sie in unterschiedlicher Weise.
In Usbekistan nahm im Jahr 2006 die Religionsfreiheit merkbar ab und die Verfolgung von
Christen stark zu. Missionarische Arbeit und nicht bewilligte religiöse Aktivitäten sind per
Gesetz verboten. Da es wenige amtlich eingetragene Gemeinden gibt, müssen sich viele
Christen im Geheimen in Häusern treffen. Sie müssen aber stets mit der Möglichkeit rechnen,
wegen illegaler religiösen Betätigung verhaftet zu werden. Polizeirazzien sind üblich und führen

oft dazu, dass Christen festgenommen, geschlagen und sogar gefoltert werden und ihre Literatur
und sonstiges christliche Material zerstört wird. Gläubig gewordene Usbeken werden besonders
verfolgt und großem Druck ausgesetzt, um wieder zum Islam zurückzukehren. Der Besitz von
mehr als einem christlichen Buch, einschließlich der Bibel, ist per Gesetz verboten. Dies wäre
nämlich dann der Beweis der Verbreitung von christlicher Literatur und somit eine
missionarische Aktivität!
Nachdem sie im Jahr 2006 vielen ausländischen Missionaren keine Visa mehr erteilt haben,
fanden die lokalen Behörden Mittel und Wege, um usbekische Gläubige zu deportieren. Die
Situation für die protestantische Christen ist in der autonomen Republik Karakalpakstan
besonders schwer, da alle christlichen Kirchen außer einer russisch-orthodoxen Kirche
geschlossen wurden. Die russisch-orthodoxe Kirche unterstützt die Gesetze, die die
Evangelisation verbieten, sehr. Ein anderes ernstes Problem, dem sich Christen in Usbekistan
gegenüber sehen, ist schwere Diskriminierung am Arbeitsplatz. Das US-Außenministerium
nahm Usbekistan in seine jährlich erstellte Liste von Ländern auf, die zu spezieller Sorge Anlass
geben.
Im Nachbarland Kirgisistan ist es um die Religionsfreiheit besser bestellt. Dennoch steigerte die
Verwaltung im Jahr 2006 ihren Druck auf die protestantischen Kirchen, die auch unter
negativen Medienberichten zu leiden hatten. Einige Islamische Anführer schüren unter der
örtlichen muslimischen Bevölkerung religiösen Hass gegen die Christen.
In Oshskaya brach eine Gruppe von dort ansässigen Moslems in ein Haus eines evangelischen
Pfarrers ein, durchsuchten es und verbrannte seine christliche Literatur. Sie schlugen heftig auf
ihn ein und drohten damit, ihn zu töten, falls er ihr Dorf nicht verlasse. Die Polizei war zwar
anwesend, griff aber nicht ein. Normalerweise werden Konvertiten von ihren moslemischen
Familienangehörigen verfolgt. Im Jahr 2006 wurde in Kirgisistan die geplante Änderung des
Religionsgesetzes debattiert, das Evangelisation speziell unter der muslimischen Bevölkerung
einschränken würde.
Tadschikistan ermöglicht zwar per Gesetz Religionsfreiheit, aber Konvertiten aus dem Islam
sehen sich mit derselben Verfolgung seitens ihrer Familienmitglieder und der tadschikischen
Gemeinschaft konfrontiert. Die Regierung kann den Christen keinen Schutz garantieren, falls sie
von der islamischen Bevölkerung verfolgt werden. Die meisten Leute leben immer noch in
bitterer Armut, besonders in den Dörfern, und sowohl die Familienmitglieder als auch die
Gemeinschaft unterstützen einander normalerweise sehr. Christen sind jedoch von der
familiären Fürsorge und Unterstützung durch die Gemeinschaft ausgeschlossen.
In Aserbaidschan soll im Februar 2007 ein neuer Gesetzesentwurf über Religionsfreiheit im
Parlament eingebracht werden, der vermehrte Einschränkungen von missionarischen
Aktivitäten und Evangelisation vorsieht. Das neue Gesetz würde sich auch dazu eignen, die
Registrierung religiöser Organisationen zu erschweren.
Die Gemeinden in Kasachstan bekommen mehr Freiheit zugestanden als in anderen
Zentralasiatischen Ländern, aber Gruppen, die die Registrierung mit ihrer Überzeugung nicht
vereinbaren können, werden festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt, weil ihre
religiösen Aktivitäten als illegal betrachtet werden.
Übersetzung: LZ/ÖEA/AKREF