19.07.2007
Pakistan: Willkür gegen Christen
CSI - 2.7.2007 - In der islamischen Republik Pakistan werden Menschen wegen angeblicher
Beleidigung des Propheten Mohammed oder des Korans willkürlich angeklagt. Anwalt Khalil
Tahir, ein mutiger Christ, verteidigt Opfer dieser Willkür.
ms. Nachts um zehn wird die Wohnung der Christin Martha Bibi von Muslimen umstellt: Steine
prasseln auf das Haus herab. Am folgenden Tag wird die Mutter von fünf Kindern
festgenommen. Die Vorgeschichte zeigt, dass ihre Festnahme völlig willkürlich ist.
Ungerecht behandelt
Am 22. Januar 2007 verlangt Martha Bibi von den islamischen Bauarbeitern einer Moschee,
entweder das von ihr bezogene Baumaterial zu bezahlen oder aber ihr das Material
zurückzugeben. Die Muslime verweigern ihr beides. Vergeblich fleht Martha Bibi eine
benachbarte muslimische Ladenbesitzerin um Beistand gegen diese ungerechte Behandlung an.
Doch Bibi wird von der Ladenbesitzerin willkürlich denunziert: Gegenüber ihrem ebenfalls
muslimischen Ehemann Muhammad Ramzan behauptet die Besitzerin, die Christin Martha Bibi
habe den Propheten Mohammed beleidigt. Die Polizei wird informiert und Martha Bibi am
folgenden Tag verhaftet. Ihr droht wegen „Lästerung des Propheten“ (Verletzung von Artikel
295-C des pakistanischen Strafgesetzes) ein Todesurteil. Am 3. Mai 2007 wird sie nach
Bezahlung einer Kaution aus dem Distriktgefängnis von Kasur, rund 45 km südlich der
Großstadt Lahore, freigelassen. Die gegen sie erhobene Blasphemie-Anklage wurde noch nicht
fallengelassen. Martha Bibis Ehemann und ihre fünf Kinder leben gegenwärtig in größter Angst
vor möglichen Racheaktionen.
10 Jahre Haft
Anfang Oktober 2006 werfen islamische Extremisten den Christen James Masih, 65, und Buta
Masih, 70, vor, Koranseiten verbrannt zu haben. Trotz fehlender Zeugen reicht der Vorwurf aus,
um sie hinter Gitter zu bringen. Am 25. November 2006 verurteilt das Anti-Terrorismus-Gericht
von Faisalabad beide Männer zu zehn Jahren Gefängnis und einer Busse von umgerechnet rund
500 Franken. Seither sind sie in Isolationshaft.
Der christliche Rechtsanwalt Khalil Tahir setzt sich für die Freilassung beider Christen ein.
Immer wieder macht er die Gerichtsbehörden auf die fehlenden Beweise für die ihnen
vorgeworfene Lästerung Mohammeds aufmerksam.
Kompromissloses Engagement
Im April 2007 besuchte Khalil Tahir das CSI-Sekretariat in Binz. Er hat sich die Verteidigung
von Christen, die in der islamischen Republik Pakistan willkürlich der Lästerung Mohammeds
oder des Korans bezichtigt werden, zur Lebensaufgabe gemacht. Zu den
Blasphemie-Angeklagten, für die sich Khalil Tahir einsetzt, gehören James Masih, Buta Masih,
Yousaf Masih, Ranjha Masih und Shahbaz Masih Kaka.
Tahirs Einsatz wird von internationalen Kampagnen, darunter von CSI, unterstützt und führte
zur Freilassung von Yousaf Masih im August 2005, von Ranjha Masih im November 2006 und
von Shahbaz Masih Kaka im Januar 2007. Tahir und die wenigen anderen christlichen Anwälte
in Pakistan wollen außerdem die Abschaffung der Strafgesetzparagraphen 295-B und 295-C
(auch als „Blasphemie-Gesetze“ bekannt) bewirken.
Christlicher Anwalt bedroht
Wegen Khalil Tahirs mutigen Engagements wurden er und seine Familie bereits mehrmals mit
dem Tod bedroht. Der bislang dramatischste Vorfall spielte sich am 5. August 2006 ab, als sich
Tahir auf dem Heimweg befand. Ein kleiner Lastwagen hielt unmittelbar vor ihm an. Maskierte
Personen sprangen aus dem Wagen. Nur knapp konnte Tahir seinen Häschern entrinnen. Die
versuchte Entführung wurde nie aufgeklärt.
Quelle:
www.csi-de.de/pakistan_willkuer_gegen_chr.php
hr.php&sId=