28.05.2007

Türkei: Vier Christen in Istanbul wegen Beleidigung des Islam verhaftet

Amt für religiöse Angelegenheiten: „Christen haben ein Recht auf Mission“<br />

Türkei: Vier Christen in Istanbul wegen Beleidigung des Islam verhaftet

Amt für religiöse Angelegenheiten: „Christen haben ein Recht auf Mission“

ISTANBUL, 03. Mai 2007 - In Istanbul hat die türkische Polizei am 25. April vier Evangelisten
verhaftet. Bei den Männern handelt es sich um einen US-Amerikaner, einen Koreaner und zwei
Türken, die in einem Park mit Passanten über das Evangelium sprachen. Eine junge Frau war
verärgert darüber, dass ihr Begleiter mit den Evangelisten über das Christentum diskutierte und
beschwerte sich bei der Polizei. Die Gruppe würde den Frieden stören. Mehr als 48 Stunden
nach der Festnahme wurde der US-Amerikaner David Byle freigelassen. Dem Informationsdienst Compass Direct berichtete Byle aus dem Gefängnis, dass die Evangelisten
laut Polizeibericht beschuldigt werden, mit missionarischen Aktivitäten den Frieden gestört und
den Islam beleidigt zu haben. Wie Byle erklärte, rühre der Vorwurf der Islambeleidigung
möglicherweise von einem Buch, das von den Christen ausgegebenen wurde, in dem erklärt
werde, dass Christen den Koran nicht akzeptieren können, weil er einigen Lehren des Neuen
Testaments widerspräche. Zwei der vier Christen wurden einige Stunden nach ihrer Festnahme
freigelassen. Byle, der fünf kleine Kinder hat, lebt seit 1999 in der Türkei. Der 26-jährige
koreanische Missionar kam vor drei Monaten nach Istanbul. David Byle sei nach Angaben
seiner Frau unzählige Male von Polizisten gestoppt worden. Im September 2006 wurden er und
ein fünfköpfiges Evangelistenteam beim Missionieren von Unbekannten angegriffen und leicht
verletzt.
Recht auf Mission
Die Festnahmen erfolgten zu einer Zeit, in der christliche Mission in der Türkei öffentlich
diskutiert wird. Obwohl evangelistische Aktivität vom türkischen Strafrecht geschützt ist,
kritisieren Regierungsbeamte und nationale Medien Missionare und Christen. In einem
Leitartikel der Turkish Daily News hieß es am 20. April, von allen Seiten des politischen
Spektrums – nicht nur von Islamisten, sondern auch von rechten und linken Säkularen – sei es
zur „Christenphobie" gekommen. „Fast täglich gibt es im Fernsehen und in den Zeitungen
Berichte über verräterische Pläne von Missionaren, wie sie Leute mit Geld kaufen", sagte Ihsan
Jozbek, Vorsitzender der Allianz protestantischer Kirchen in der Türkei, nach den Morden an
drei Christen in Malatya auf einer Pressekonferenz. „Missionare sind gefährlicher als
Terrororganisationen", kommentierte Niyazi Guney, ein hoher Beamter im Justizministerium,
berichtete die Tageszeitung Milliyet am 19. April, einem Tag nach den Morden. Auch der
türkische Premierminister R. T. Erdogan verurteilte die Morde zwar, rügte den protestantischen
Führer Ozbek jedoch, er gieße Öl ins Feuer mit seiner Behauptung, es gebe eine „Hexenjagd"
auf Christen und andere Minderheiten in der Türkei. Viele Journalisten und Politiker haben jetzt
aber begonnen, Mission als Grundrecht zu verteidigen. Der Direktor des Amtes für religiöse
Angelegenheiten, Ali Bardakoglu, so berichtete Hürriyet am 21. April, antwortete auf die Frage,
ob christliche Missionsarbeit eine Gefahr für die Türkei sei: „Nein, es ist ihr natürliches Recht.
Wir müssen selbst lernen, die persönliche Wahl eines Atheisten und andere Religionen zu
respektieren."
Compass Direct/OpenDoors