02.11.2007

Irak: Zwei Priester von Unbekannten entführt

Entführer fordern hohes Lösegeld – Erzbischof bemüht sich um Freilassung der Geiseln (Anm. D. Red.: Die beiden sind nach einer Woche Geiselhaft um 11 Uhr am Sonntag, 21.Oktober wieder freigelassen worden.)

Irak: Zwei Priester von Unbekannten entführt

Entführer fordern hohes Lösegeld – Erzbischof bemüht sich um Freilassung der Geiseln (Anm. D. Red.: Die beiden sind nach einer Woche Geiselhaft um 11 Uhr am Sonntag, 21.Oktober wieder freigelassen worden.)

ISTANBUL, 19. Oktober 2007 – Im Norden des Iraks wurden zwei Christen von bislang
Unbekannten entführt. Die Geistlichen Vater Pius Affas (68) und Vater Mazen Ishoa wurden am
13. Oktober in Mosul verschleppt. Derzeit bemüht sich der syrisch-katholische Erzbischof
Basile Georges Casmoussa um ihre Freilassung. Im Januar 2005 war der Erzbischof selbst Opfer
einer Entführung. Wie der Erzbischof mitteilte, habe er mit den Entführern telefoniert. Sie
sollen ein Lösegeld von umgerechnet 650.000 Euro gefordert haben. Befürchtet wird, dass sie
nach der Lösegeldzahlung die Geistlichen dennoch töten. Vor einem Jahr wurde die enthauptete
Leiche des syrisch-orthodoxen Priesters Boulos Iskander in einer Vorstadt von Mosul gefunden,
nachdem seine Familie ein Lösegeld von 26.000 Euro gezahlt hatte. In Mosul, etwa 360
Kilometer nordwestlich von Bagdad, wurden im vergangenen Jahr zwei Priester und ein
protestantischer Gemeindeältester getötet. Im Gedenken an einen im Juni erschossenen
chaldäischen Priester in Erbil wurde am 13. Oktober – am Tag der Entführung der beiden
Geistlichen - ein ärztliches Zentrum eröffnet. Am 3. Juni 2007 wurden Ragheed Ganni und drei
Diakone in Mosul vor den Augen der Frau eines der Diakone erschossen. Ein mögliches Motiv
soll Gannis Weigerung gewesen sein, zum Islam überzutreten.
Geistliche wurden bedroht
Vor etwa zwei Monaten sandte eine Gruppe, die sich Dschihad und Tawhid nennt, einen
Drohbrief an die St.-Thomas-Kirche, in der Vater Affas dient. Darin stand: „Wenn Ihr diese
Kirche nicht aufgebt, werden wir angreifen." Die ehrenamtlichen Wachleute seien daraufhin
weggeblieben, sagte ein Priester. Vater Affas und Erzbischof Casmoussa stammen aus Mosul.
1962 wurden sie ordiniert und gründeten eine Kommunität für Priester. „Vater Affas ist in
Mosul gut bekannt, sehr aktiv und Leiter vieler Jugendbewegungen", sagte Erzbischof
Casmoussa. Vater Affas sei 30 Jahre lang Chefredakteur des arabischsprachigen christlichen
Magazins „Christliche Gedanken“ gewesen und derzeit Rektor des Bibelzentrums für Laien in
Mosul, das am 20. Oktober eröffnet werden sollte. Der zweite Entführte, Vater Ishoa, wurde am
1. September ordiniert. Er kümmert sich um körperbehinderte Menschen.
Gewalt gegen religiöse Minderheit
Die in Mosul, dem biblischen Ninive, anhaltende Gewalt betrifft alle irakischen Volksgruppen,
doch besonders stark die religiösen Minderheiten. Zwischen 15 und 20 Familien sollen pro
Woche aus die Stadt flüchten, berichtete ein syrisch-katholischer Priester. Seit Juli 2006 wurden
im Irak elf Priester verschleppt oder getötet. Sieben Entführte aus Bagdad kamen nach
Lösegeldzahlungen frei. Armenische Christen aus Bagdad berichteten von der brutalen
Ermordung von Ebrahim Sahak Sarkis (70) und Owanis Sarkis (64) am 30. September in ihrem
Haus. Die Gliedmaßen der erdrosselten Männer seien abgetrennt und ihre Körper verstümmelt
worden. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass
mindestens zwei Millionen Iraker seit 2003 aus dem Land geflohen sind. Rund zwei Millionen
sind Binnenflüchtlinge. Vor dem Sturz des Diktators Saddam Hussein gab es drei Prozent
Christen im Irak. Heute sind es schätzungsweise etwa 1,5 Prozent. Von den rund 400.00
Christen bilden die chaldäischen Katholiken die größte christliche Gemeinschaft im Irak.
Syrische Katholiken gehören einer Kirche des östlichen Ritus an und stehen in Gemeinschaft
mit Rom.
Compass Direct/OpenDoors