16.11.2007

Ägypten: 60-jähriger Menschenrechtler wieder frei

MECA-Leiter und Kollege waren wegen Islambeleidigung verhaftet worden

Ägypten: 60-jähriger Menschenrechtler wieder frei

MECA-Leiter und Kollege waren wegen Islambeleidigung verhaftet worden

Kairo, 12. November 2007 – Der Leiter des ägyptischen Büros der
Menschenrechtsorganisation Middle East Christian Association (MECA) und ein Kollege
wurden aus der Haft entlassen. Drei Monate lang wurden Adel Fawzy Faltas (61) und Peter
Ezzat (25) fälschlicherweise wegen Beleidigung des Islam, der Bedrohung der nationalen
Sicherheit und wegen Rufschädigung des Landes festgehalten. Faltas hatte in einem
Internetforum mit dem Christen Mohammed Ahmed Hegazy gechattet. Hegazy kämpft derzeit
gerichtlich um die Anerkennung seines Religionswechsels vom Islam zum Christentum. Er will
den Eintrag der Religionszugehörigkeit in seinem Ausweis ändern lassen. Bislang wurden
Faltas vom Sicherheitsdienst (SSI) beschlagnahmte persönliche Dinge nicht zurückgegeben.
Rund 30 bewaffnete Beamte der staatlichen Behörde sowie Polizisten in Zivil sollen am 8.
August 2007 sein Haus durchsucht haben. Computer, Kamera, Mobiltelefone, alle CDs und
Videos wurden beschlagnahmt, berichtete der Menschenrechtler. In Haft war er die ersten
zwei Wochen in einer Einzelzelle ohne Sitzgelegenheit untergebracht. Schließlich lockerte
Staatsanwalt Muhammad al-Faisal die Haftumstände. Faltas und Ezzat wurden in eine
Gemeinschaftszelle mit etwa 60 verurteilten Mördern und Drogenhändlern im Kairoer Tora-
Gefängnis verlegt. Mehrmals wurde die Haftzeit ohne Angabe von Gründen verlängert.
Stimme der Kopten
Die MECA, die ihre Zentrale in Kanada hat, arbeitet erst seit zehn Monaten in Ägypten. Die in
Ägypten von Faltas gegründete MECA-Gruppe hatte im Juni ihre Registrierung beantragt, von
der Regierung aber noch keine endgültige Antwort erhalten. „Es ist normal für die Regierung,
Aktivisten von Zeit zu Zeit zu verhaften", sagte MECA-Sprecher Wagih Yaob. Damit wolle man „die Stimme der Kopten klein halten". Im Juli zogen MECA-Anwälte für Christen aus el-
Kosheh gegen die Regierung vor Gericht. Bei dreitägigen Ausschreitungen im Januar 2000
waren in diesem oberägyptischen Dorf bei Angriffen von Muslimen auf Christen mindestens 21
Kopten getötet und 18 verletzt sowie einige hundert Häuser zerstört worden. MECAAktivisten
hatten auch den Fall des muslimischen Konvertiten zum Christentum, Mohammed
Ahmed Hegazy, bekannt gemacht. Aufgrund von Todesdrohungen ist Hegazy inzwischen
untergetaucht. Apostasie [Abfall vom Glauben] ist in Ägypten ein sensibles Thema. Viele
muslimische Gelehrte sehen darin ein todeswürdiges Verbrechen.
Compass Direct