19.11.2007

Deutschland: Was spricht gegen die Kölner Groß-Moschee?

- Interview mit<br />Necla Kelek

Deutschland: Was spricht gegen die Kölner Groß-Moschee?

- Interview mit
Necla Kelek

Fragen an die Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek:
Frau Kelek, wenn man kein Islamexperte ist, fällt es schwer zu unterscheiden, wie
verschiedene Ausdrucksformen des muslimischen Glaubens gemeint sind. Nehmen wir den
Kölner Moscheebau.
Glauben ist eine persönliche, Religion eine öffentliche Sache. Die geplante Dimension des
Kölner Moscheebaus ist eine politische Demonstration des türkischen Islam in Stein. Die
muslimische Gegengesellschaft will gesellschaftsfähig werden, und der Gemeinde wird durch
die helal (reinen) Geschäfte auf dem Gelände bedeutet: Kauft bei Muslimen.
Warum?
Das Vorbild für den Kuppelbau und die Minarette ist die Hagia Sophia in Istanbul, die von den
Osmanen eroberte größte christliche Kirche ihrer Zeit. Wenn die von der türkischen Regierung
abhängige Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) so baut, ist das nicht nur
eine ästhetische Frage, sondern es soll ein Zeichen gesetzt werden: Seht her, wir sind jetzt
hier, und uns hat keiner reinzureden. Architektur ist Zeichensprache wie das Kopftuch oder
der Tschador.
Was ist mit dem Tschador, den man immer häufiger in deutschen Städten sieht, Brauchtum
oder Demonstration?
Die Frau zeigt mit dem Tschador ihre Unterwerfung, macht sich in der den Männern
vorbehaltenen Öffentlichkeit unsichtbar. Islamische Städtearchitektur macht die Trennung
manifest: für die Männer die Plätze, für die Frauen die Sackgassen.
Der Tschador ist also keine Tracht, wie ein Tirolerhut oder ein Dirndl, sondern ein
aggressives Gesinnungsabzeichen?
Ja, er ist bei uns getragen eindeutig ein Gesinnungsabzeichen, das für die Trennung der
Gesellschaft in Mann und Frau wirbt.
Und das einfache Kopftuch?
Das Kopftuch ist politische Mode. Ein Zeichen, um Identität, Zugehörigkeit beziehungsweise
Abgrenzung zu demonstrieren.
Aber die Tracht der Nonnen, oder die Hüte und Schläfenlocken frommer Juden drücken doch
etwas Ähnliches aus?
Nein, die Nonne oder der fromme Jude demonstrieren ihre persönliche Beziehung zu Gott. Sie
bleiben dabei gleichberechtigte Bürger. Tschador und im abgeschwächten Maße auch
Kopftuch sind ein Bekenntnis zu ganz bestimmten Machtverhältnissen im Diesseits. Die
islamische Frau verhüllt sich für den Mann, der ihr Herrscher und Beschützer ist - und nicht
für Gott. Sie zeigt damit, dass sie die Ehre ihres Mannes ist.
Das klingt alles ein bisschen sehr strikt. Welche Möglichkeiten bleiben den Muslimen dann
noch als Ausdruck ihrer Kultur?
Gelebter Glaube kann sich nicht in öffentlichen Demonstrationen erschöpfen, sondern muss als
gelebte Kultur die Menschen bereichern und sollte nicht Mittel der Abgrenzung sein. Um das
Opferfest zu begehen, ist es zum Beispiel überflüssig, ein blutiges Schlachtfest zu veranstalten.
Warum also die Aufregung um Moschee-Neubauten?
Die liberalen Westler denken, eine Moschee sei im Prinzip das Gleiche wie eine Kirche oder
eine Synagoge - ist sie aber nicht. Islam heißt "Unterwerfung". Es gab keine kritische
Selbstreflexion der muslimischen Gemeinschaften, sie haben sich keinen Schritt bewegt. Ich
lerne in der Moschee nicht Nächstenliebe und ein guter Mensch zu sein, sondern mich zu
unterwerfen. Auch dies wäre zu akzeptieren, wenn es eine Beziehung zwischen dem Gläubigen
und seinem Gott ausdrücken würde. Aber es ist in der Regel die Unterwerfung unter ein
Kollektiv mit aggressiven Machtansprüchen im Diesseits.
Was macht Sie da so sicher?
Schauen Sie sich mal Koranschulen an. Das ist ein dumpfes Pauken ohne jegliches
Verständnis, geschweige denn Kritik. Die kleinen Jungen lernen dort nur, sich dem Imam zu
unterwerfen. Es gibt ja keine Institution, die das überprüft. Was der Imam sagt, ist Gesetz. Da
werden keine Bürger erzogen, sondern Untertanen. Warum kümmern sich die Imame nicht um
zwangsverheiratete Mädchen, um geschlagene oder vergewaltigte Kinder?
Wie kann denn ein deutscher Bürgermeister oder Verwaltungsbeamter überhaupt erkennen,
wen er da vor sich hat, wenn Muslime ein Anliegen vortragen?
Viele Fragen stellen. Eine lautet: Woher kommt das Geld? Die Moschee in Köln soll 25
Millionen Euro kosten. 7,5 Millionen sind EU-Mittel. Um den Rest aufzubringen, müsste jeder
der behaupteten 100 000 Muslime in Köln und Umgebung pro Kopf 175 Euro spenden. Wer´s
glaubt, wird selig. Die Ditib, der Bauherr der Moschee, ist ein Ableger der mächtigen und
finanzstarken türkischen Religionsbehörde und die hat im Moment 800 Beamte hierher
entsandt. Der Etat dieser Behörde ist nach dem des Militärs der höchste Posten im türkischen
Haushalt. Für mich ist der Bau der Kölner Moschee keine Frage von Religionsfreiheit und
auch kein Zeichen der Integration. Sie ist die Botschaft des türkischen Staatsislam in
Deutschland.
Das Gespräch führte Michael Miersch

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