21.11.2007

Türkei: Das Oberhaupt der orthodoxen Christenheit empfängt evangelikalen Theologen aus Deutschland

Weltweite Evangelische Allianz
erklärt ihre Solidarität mit dem bedrängten Patriarchen
(Bonn, 09.11.2007) Im Auftrag der Weltweiten Evangelischen Allianz hat der deutsche
evangelikale Theologe und Religionssoziologe Prof. Thomas Schirrmacher das Oberhaupt der
Orthodoxen Kirchen, den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomäus I.,
besucht. Das einstündige Gespräch fand im Arbeitszimmer des Patriarchen in statt.
Schirrmacher führte den ersten Teil des Gespräches als Direktor des Internationalen Instituts
für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz. Er überbrachte Grüße des
Generalsekretärs der Weltweiten Allianz, Geoff Tunnicliffe, und versicherte dem Patriarchen
die Solidarität der weltweiten evangelikalen Gemeinschaft angesichts seiner bedrängenden
Lage zu. Die Allianz setze sich seit über 150 Jahren für die alteingesessenen Kirchen der
Türkei ein und sei dafür schon im 19. Jahrhundert beim türkischen Sultan vorstellig geworden.
Dabei übergab er die von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und dem
Arbeitskreis für Religionsfreiheit der Deutschen Evangelischen Allianz herausgegebene
idea-Dokumentation „Märtyrer 2007“, die sich auch der Lage der orthodoxen und
orientalischen Kirchen in der Türkei widmet.
Zentrales Thema war, den Patriarchen über den Stand der Arbeit an einem Ethik-Kodex für
Mission zu informieren, an dem derzeit Vatikan, Weltkirchenrat und Weltweite Evangelische
Allianz gemeinsam arbeiten.
Schirrmacher informierte sich in diesem Zusammenhang auch über einen Angriff eines
evangelikalen Autors auf den Patriarchen in der türkischen Presse und sagte zu, auf die
Bereinigung dieses Vorfalls hin zu arbeiten.
Der Patriarch informierte Schirrmacher außerdem über seinen Antrittsbesuch bei dem neuen
türkischen Präsidenten Abdullah Gül. Die Griechisch-Orthodoxen seien loyale Staatsbürger,
die sich nicht in die Politik einmischen wollten, sondern lediglich die gleichen friedlichen
Rechte wie alle anderen wünschten.
Der Patriarch dankte Schirrmacher auch, dass sich Regierung, Kirchen und Christen in
Deutschland immer wieder für das Patriarchat einsetzten. So seien Ex-Bundeskanzler Gerhard
Schröder und die amtierende Bundeskanzlerin ebenfalls bei ihm gewesen und hätten ihre
Solidarität zum Ausdruck gebracht.
Den zweiten Teil des Gespräches führte Schirrmacher als Rektor des Martin Bucer Seminars
zusammen mit dem Präsidenten des türkischen Zweiges dieser theologischen
Ausbildungsstätte, Behnan Konutgan und den beiden Dekanen des Martin Bucer Seminars
Thomas Kinker und Titus Vogt.
Dabei ging es auch um Fragen der theologischen Ausbildung, insbesondere auch darum,
welche Hilfe Evangelikale geben können, damit das seit 1971 geschlossene Seminar der
griechisch-orthodoxen Kirche in Istanbul wieder eröffnet werden kann. Der türkische Zweig
des Martin Bucer Seminars in Ankara und Istanbul hatte sich erst kürzlich für Studenten
anderer Konfessionen geöffnet.
Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel ist das Oberhaupt aller orthodoxen Kirchen,
die zusammen etwa 220 Millionen Anhänger weltweit haben. Er hat den Ehrenvorrang vor
allen anderen orthodoxen Patriarchen inne, ist aber in seinem Wirken durch die türkische
Regierung stark eingeengt, die ihn lediglich als Oberhaupt der ca. 3.000 griechisch-orthodoxen
Christen in Istanbul sieht.