18.10.2007

Myanmar/Birma: Kirchen rufen zum Gebet für Frieden im Lande auf

Sicherheitsagenten durchsuchen kirchliche Einrichtungen

Myanmar/Birma: Kirchen rufen zum Gebet für Frieden im Lande auf

Sicherheitsagenten durchsuchen kirchliche Einrichtungen

Rangun/Myanmar, 02.10.2007/APD Die christlichen Kirchen in Myanmar rufen landesweit zu
Gebetsversammlungen auf, um für Frieden und Gerechtigkeit in dem südostasiatischen Land zu
bitten. Zu den Initianten gehören unter anderen der anglikanische Erzbischof Samuel San Si, der
Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz von Myanmar, Charles Maung Bo,
und die Leitung der Myanmar Baptist Convention (MBC).
Während den seit zwei Wochen andauernden Protestdemonstrationen seien verschiedene
christliche Kirchen, darunter auch die Räumlichkeiten der MBC und des nationalen
Kirchenrates von Myanmar (MCC) von Sicherheitsagenten der Regierung durchsucht und
Mitarbeitende ins Kreuzverhör genommen worden, verlautet aus zuverlässiger kirchlicher
Quelle in Rangun.
Seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1988 überwacht der Staat die Tätigkeiten
und Kontakte der Christen. Jede Art von Publikationen, Internet und E-Mail-Verkehr unterliegt
der staatlichen Zensur.
Rund 89 Prozent der über 50 Millionen Einwohner sind Buddhisten. Sie gehören mehrheitlich
der ältesten noch existierenden Schultradition, dem Theravada-Buddhismus an. Die Christen
bilden eine fünfprozentige Minderheit. Mit etwa zwei Millionen stellen die Baptisten in
Myanmar mehr als die Hälfte aller Christen. Die andere Hälfte sind Katholiken, Reformierte,
Siebenten-Tags-Adventisten, Methodisten sowie Gläubige anderer christlichen Gemeinschaften.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) sind in Myanmar
systematische Menschenrechtsverletzungen seit Jahren weit verbreitet. Dazu gehören auch
Zwangsarbeit und die Rekrutierung von Kindersoldaten. Gesetze des Landes stellen die
friedliche Äusserung politisch abweichender Meinungen unter Strafe. Ende 2006 waren die
meisten wichtigen Oppositionsführer per Gerichtsurteil oder durch administrative Verfügung in
Haft bzw. unter Hausarrest, zusammen mit mehr als 1160 politischen Gefangenen, die unter den
sich zusehends verschlechternden Haftbedingungen in Gefängnissen einsitzen. Häufig werden
Personen ohne Vorlage eines Haftbefehls eingesperrt und der Kontakt zur Aussenwelt wird
ihnen verwehrt. Folter und andere Formen einer grausamen, unmenschlichen und
erniedrigenden Behandlung sind an der Tagesordnung, besonders bei Verhören und während der
Untersuchungshaft. International geltende Standards für faire Gerichtsverfahren werden zudem
bei politisch motivierten Prozessen routinemässig missachtet.
Hintergrund: Protestbewegung buddhistischer Mönche
Erste friedliche Demonstrationen begannen im August dieses Jahres aus Anlass einer
drastischen Erhöhung der Benzinpreise und gewannen rasch an Zulauf. Nachdem
bekanntgeworden war, dass Mönche in der Stadt Pakokku durch Sicherheitskräfte verletzt
worden waren, setzten sich buddhistische Mönche an die Spitze der Protestkundgebungen. Sie
forderten eine Rücknahme der Preiserhöhungen bei vielen Gütern des täglichen Bedarfs, die
Freilassung politischer Gefangener sowie einen nationalen Versöhnungsprozess, um die tiefe
politische Spaltung des Landes zu überwinden. Am Abend des 25. September 2007 begannen
die Behörden gegen Demonstranten vorzugehen, erliessen für die kommenden 60 Tage eine
Ausgangssperre von 21 Uhr bis 5 Uhr morgens und drohten der Bevölkerung mit rechtlichen
Schritten gegen Teilnehmer an den Protesten.