21.10.2007
Türkei: Keine Einigung über Wiedereröffnung von Chalki
Ankara/Türkei, 11.10.2007 (ORF/APD) Im Konflikt um die orthodoxe Theologische
Hochschule auf der Marmara-Insel Chalki hat es beim Besuch des Ökumenischen Patriarchen
Bartholomaios I. beim türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül keine Fortschritte gegeben.
Bartholomaios I. sprach bei der Visite zwar das Problem der vor mehr als 30 Jahren vom Staat
geschlossenen Hochschule und des mit der Hochschule verbundenen Priesterseminars an. Gül
erneuerte in dem Gespräch aber lediglich den Vorschlag der Regierung, ein christliches Seminar
an einer der staatlichen (islamischen) theologischen Fakultäten zu eröffnen.
Priesterausbildung nicht dem Staat überlassen
Diesen Vorschlag hat das Patriarchat bereits in der Vergangenheit abgelehnt, weil es die
Priesterausbildung nicht dem türkischen Staat überlassen kann. Seit Hochschule und
Priesterseminar geschlossen sind, kann die orthodoxe Kirche in der Türkei keinen geistlichen
Nachwuchs mehr ausbilden. Die meisten orthodoxen Priester mit türkischer Staatsangehörigkeit
sind bereits an die 70.
Im Osmanischen Reich ausgezeichnet
Hochschule und Seminar auf Chalki gehörten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den
renommiertesten theologischen Bildungsstätten der orthodoxen Welt. Im kosmopolitischen
Osmanischen Reich der "Tanzimat"-Epoche wurde Chalki auch vom Hof des Sultans immer
wieder ausgezeichnet.