04.09.2007
Indien-Überblick: Übergriffe auf Christen in mehreren Bundesstaaten
Indien/Bundesstaat Karnataka: Am 60. Unabhängigkeitstag stürmten Hindus eine Kirche
(22. August 2007) – 20 Anhänger der nationalistischen Hindu-Organisation Rashtriya
Swayamsevak Sangh (RSS) und des Vishwa Hindu Parishad (Hindu-Weltrat – VHP) stürmten
am indischen Unabhängigkeitstag (15. August) in eine Kirche und störten den Gottesdienst. Wie
der Informationsdienst Compass Direct von Dr. Sajan K. George vom Gesamtrat indischer
Christen (GCIC) erfuhr, beleidigten sie die 70 Mitglieder der Full Gospel Church im Bezirk
Taluka Mysore. Sie nannten das Christentum einen ausländischen Glauben, schlugen Pastor
Vinod Chacko (32) und brachten ihn sowie den Hilfspastor, C. T. Joseph, und zwei weitere
Christen zur Polizeistation von Nanjengode, um sie anzuzeigen. Polizeiinspektor Lakshimkant
Talwar sagte Compass Direct, man habe eine kurze Befragung durchgeführt und Pastor Chacko
zu einem späteren Termin wieder auf die Polizeistation bestellt, um Ermittlungen
durchzuführen, ob die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wahr oder falsch sind.
Indien/Bundesstaat Karnataka: Pastorenehepaar wegen Zwangsbekehrungen verhaftet
(22. August 2007) - Hindu-Extremisten, die möglicherweise zur Ram Sena (Lord Rams Armee)
gehören, haben im Bezirk Bijapur am 9. August den Pastor Victor Paul der Rehoboth House of
Worship verprügelt und ihn wegen Zwangsbekehrung angezeigt. Nach Auskunft von Dr. George
vom Gesamtrat indischer Christen (GCIC) verteilten Pastor Paul (46) und seine Frau Glory
Shanti christliche Schriften an den Häusern des Gebiets Jala Nagar und wurden dabei von einem
Gemüsehändler hereingebeten. Eine Gruppe von Ram-Sena-Aktivisten sei ins Haus gekommen,
sagte Pastor Paul, und habe ihm die Schriften entrissen, ihn beleidigt und geschlagen. Das
Ehepaar wurde gewaltsam zur Polizeistation gebracht. Unterinspektor Deve Singh sagte dem
Informationsdienst Compass Direct, das Paar wurde wegen Verletzung religiöser Gefühle nach
dem indischen Strafrecht festgenommen. Am 10. August kamen die Christen auf Kaution frei.
Indien/Bundesstaat Chhattisgarh: Hindus verprügeln Pastor im Gottesdienst
(22. August 2007) - Der christliche Rechtsverband (CLA) berichtete, dass etwa 50 Hindus in der
Stadt Bhilai am 5. August den Sonntagsgottesdienst des Mid-India Christian Services Ministry
unterbrochen haben. Die von Rajesh Thabre und Sudeep Banerjee angeführten Extremisten, die
dem Bajrang Dal, dem Jugendflügel des Vishwa Hindu Parishad, angehören sollen, schlugen
mit Stöcken auf Pastor Babula Chandra Paik und den Gemeindeältesten Adi Narayan ein. Die
Menge bezichtigte den Pastor der Zwangbekehrung, zerriss Bibeln und verwüstete das Haus, in
dem die Gemeinde zusammenkommt. Die Polizei nahm Anzeige gegen die Hindus Thabre,
Banerjee und andere auf, festgenommen wurde jedoch niemand.
Indien/Bundesstaat Rajasthan: 200 maskierte Angreifer zerstören Pfarrhaus
(22. August 2006) - In Chavand, 50 km von Udaipur, haben ca. 200 maskierte Unbekannte am
4. August gegen zwei Uhr morgens auf dem Gelände einer Gemeinde den fast fertigen Neubau
des Pfarrhauses eingerissen. Das berichtete die Tageszeitung The Hindu. Dem
Informationsdienst Compass Direct gegenüber äußerte der Bischof von Udaipur den Verdacht,
die Angreifer würden dem extremistischen Hindu-Weltrat (VHP) angehören. Von Anhänger der
Organisation sei der Geistliche schon früher angegriffen und wegen der Errichtung des
Gebäudes bedroht worden. Vater Paul Ninama war nicht anwesend und blieb somit unverletzt,
doch die beiden Wachleute wurden verletzt. „Die Extremisten in dieser Gegend sind gegen
unsere Sozialarbeit unter den Stammesangehörigen und beschuldigen uns fälschlicherweise,
Hindus zwangszubekehren“, sagte der Bischof. Die Kirchenleitung erstattete Anzeige,
festgenommen wurde noch niemand.
Indien/Bundesstaat Rajasthan: Emmanuel Mission erneut Ziel von Extremisten
(22. August 2007) - Im Bezirk Kota im Bundesstaat Rajasthan haben fünf Bewaffnete am 25.
Juli einen Mitarbeiter der Emmanuel Mission International (EMI) zusammengeschlagen und
damit gedroht, den EMI-Gründer, Erzbischof M. A. Thomas, sowie dessen Sohn, Pfarrer Dr.
Samuel Thomas, den EMI-Präsidenten, zu töten. Mohammad Akram, der Rechtsanwalt von
EMI, berichtete dem Informationsdienst Compass Direct, zwei der mit Pistolen und Schwertern
bewaffneten Angreifer seien als Nafees und Kalu identifiziert worden. Kalu soll Verbindung
zum nahen Rajendra-Hotel haben, dessen Besitzer, wie Akram sagte, möglicherweise über den
Erzbischof und dessen Sohn verärgert sei und sich die Opposition extremistischer Hindus gegen
die EMI zunutze machen wollte. Die Polizei soll es abgelehnt haben, Anzeige gegen die
Angreifer aufzunehmen. Anfang 2006 hat die Polizei den EMI-Präsidenten Samuel Thomas und
weitere Mitarbeiter der Mission verhaftet. Sie sollen das Buch Hakeekat (Die Wahrheit)
verbreitet haben, das den Hinduismus verunglimpft haben soll. Der Mission wurde die Lizenz
für alle EMI-Einrichtungen entzogen und es kam zu gewalttätigen Übergriffen. Durch
einstweilige Verfügungen wurden die Handelsregistereintragungen wieder erneuert und den
EMI-Leitern gewährten die Gerichte Haftentlassung gegen Kaution.
Compass Direct/OpenDoors