15.09.2007
Ägypten: Zwei 13jährige Jungen zum Islam gezwungen
IGFM: Zwillinge sollen bei ihrer christlichen Mutter bleiben dürfen
Kairo / Frankfurt am Main (10. September 2007) – Die 13jährigen christlichen Zwillinge Mario
und Andrew Medhat Ramsis wurden gegen ihren Willen auf Anweisung des von ihnen getrennt
lebenden Vaters, Medhat Ramsis zu Muslimen erklärt, berichtet die Internationale Gesellschaft
für Menschenrechte (IGFM). Ramsis konvertierte zum Islam und ließ ohne Wissen und
Zustimmung der bei ihrer christlichen Mutter lebenden Zwillinge als Religionszugehörigkeit
„Muslim“ in den Geburtsurkunden der beiden eintragen. Der Vater lebt seit seiner Konversion
zum Islam und seiner Wiederheirat im Jahr 2002 nicht mehr bei seiner christlichen Familie. Die
Zukunft der Zwillinge hängt nun von der Entscheidung eines ägyptischen Gerichts ab, so die
IGFM.
Das ägyptische Zivilrecht erlaubt, dass die Kinder bei ihrer Mutter, Kamilia Lufti bleiben. Nach
islamischem Recht geht das Sorgerecht aber immer auf den muslimischen Elternteil über.
Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM appelliert an die ägyptische Regierung, sich
einzuschalten und den Zwillingen selbst die Entscheidung zu überlassen, welcher Religion sie
angehören wollen und damit auch, ob sie weiter bei ihrer Mutter leben möchten.
Naguib Gabriel, der Anwalt der christlichen Zwillinge Mario und Andrew Medhat Ramsis und
deren Mutter, bat das Gericht um eine Vertagung der Anhörung der 13jährigen Brüder. Er hoffe
die Anhörung bis nach dem 17. November verschieben zu können, so Gabriel. An diesem Tag
wird das Urteil über den Antrag von 12 koptischen Konvertiten getroffen, die vom Islam zurück
zum Christentum konvertiert waren. Am Vorgehen in diesem Fall könne man die Haltung des
ägyptischen Staates erkennen, so Gabriel.
Islamunterricht gegen den Willen der Kinder
Beide Jungen mussten seit Bekanntwerden ihrer Zwangskonversion gegen ihren Willen den
islamischen Religionsunterricht in der Schule besuchen. Sie schrieben in ihren
Abschlussklausuren im Fach Islam nur die Worte „Ich bin Christ“, obwohl dies ihre Versetzung
in die nächst höhere Klasse gefährdete.
Der ägyptische Bildungsminister Yusri al-Gamal entschied am 25. August, dass die Jungen
dennoch die nächste Klasse besuchen dürfen, aber die Zukunft der Jungen hängt von mehr ab.
Wenn das ägyptische Gericht sich auf die Scharia beruft, dann wäre im Falle der Rückkehr zum
Christentum der beiden Jungen die Strafe für Apostasie zu verhängen. „Diese entspricht nach
Auffassung der muslimischen Hauptströmungen in Ägypten, der Todesstrafe“, so Martin
Lessenthin.
Christlicher Anwalt der Zwillinge gerät zunehmend unter Druck
Auch der Anwalt der beiden steht seit seiner Aufnahme dieses Falles unter enormen Druck. Der
muslimische Anwalt Muhammad al-Shishtwai hat eine Beschwerde beim ägyptischen
Generalstaatsanwalt gegen Rechtsanwalt Gabriel eingereicht. Der christliche Anwalt würde
falsche Gerüchte verbreiten, Ägyptens nationale Einheit gefährden, Unfrieden anstacheln und
das Bild Ägyptens international diffamieren, so die ägyptische Tageszeitung Al-Akhbar.
Die IGFM weist die ägyptische Regierung darauf hin, dass sie die Pflicht hat, die
Religionsfreiheit zu gewährleisten. Sie appelliert an Präsident Hosni Mubarak, sich
einzuschalten und die Zwillinge, sowie ihren Anwalt vor Drohungen und Übergriffen zu
schützen und sie selbst über ihre Religionszugehörigkeit und ihren Lebensraum bestimmen zu
lassen.Weitere Informationen unter www.menschenrechte.de