15.09.2007

Eritrea: Christin zu Tode gefoltert

4. Todesfall in einem Jahr - Über 2.000 Christen in Haft

Eritrea: Christin zu Tode gefoltert

4. Todesfall in einem Jahr - Über 2.000 Christen in Haft

 

LOS ANGELES, 11. September 2007 – In Eritrea wurde eine Christin von staatlichen
Behörden zu Tode gefoltert. Die 33-jährige Migsti Haile verstarb am 5. September im
militärischen Ausbildungszentrum Wi´a, ca. 30 Kilometer südlich der Hafenstadt Massawa.
Die Christin hatte sich geweigert, ihrem Glauben abzuschwören. Wie eine christliche
Organisation berichtete, sei das der vierte derartige Todesfall innerhalb eines Jahres. Dem
Hilfswerk für verfolgte Christen Open Doors wurde von einem christlichen Informanten
bestätigt, dass die Frau getötet wurde, weil sie sich weigerte ein Dokument zu unterzeichnen,
mit dem sie ihrem Glauben abschwören sollte. Migsti Haile gehörte zu zehn ledigen
Christinnen, die bei einer christlichen Versammlung in Keren verhaftet wurden. Die Frauen
wurden bereits seit 18 Monate von Behörden schikaniert.
Im ostafrikanischen Eritrea schränkt die Regierung die Religionsfreiheit für staatlich nicht
erlaubte religiöse Gruppen scharf ein, verletzt aber auch die Rechte einiger registrierter
Gruppen. Im Mai 2002 erklärte Präsident Issayas Afewerki alle Angehörigen nicht erlaubter
Kirchen – darunter 35 evangelikale – zu Staatsfeinden. Nur die orthodoxe und die katholische
Kirche sowie die Lutheraner und der Islam sind anerkannt. Unabhängige protestantische
Kirchen wurden für ungesetzlich erklärt, ihre Gebäude geschlossen und den Mitgliedern
verboten, sich in Privathäusern zu treffen. Die 33-jährige Migsti Haile war Mitglied der
evangelisch-freikirchlichen Rhema-Gemeinde.
Tod im Gefängnis
Am 15. Februar kam Magos Solomon Semere in einem Militärgefängnis in Adi-Nefase/Assab
um, viereinhalb Jahre nach seiner Inhaftierung wegen Teilnahme am Gottesdienst in einer
verbotenen protestantischen Gemeinde. Nach Aussage eines Informanten starb Semere (30)
„aufgrund von körperlicher Folter und einer Lungenentzündung, deren medizinische
Behandlung ihm verboten wurde." Zwei Christen starben am 17. Oktober 2006 zwei Tage
nach ihrer Festnahme, weil sie in einem Privathaus südlich von Asmara einen christlichen
Dienst abgehalten hatten. Wie der Informationsdienst Compass Direct von Augenzeugen
erfuhr, erlagen Immanuel Andegergesh (23) und Kibrom Firemichel (30) in einem
Militärlager außerhalb von Adi-Quala ihren Folterverletzungen.
Am 12. August wurde Pastor Leul Gebreab (35) von der evangelikalen Apostolischen Kirche
in Asmara festgenommen. Am 19. August wurden zehn Mitglieder der Full Gospel Church
verhaftet. Amnesty International (ai) zufolge wird angenommen, dass sie – wie auch
Dutzende weitere Pastoren und Mitglieder verbotener evangelischer Gemeinden – ohne
Anklage oder ordentliche Gerichtsverhandlung im Hochsicherheitsgefängnis Karchele
festgehalten werden. Sie würden als „Gefangene aus Gewissensgründen angesehen, da sie
wegen der friedlichen Ausübung ihrer religiösen Überzeugungen inhaftiert worden sind".
Über 2.000 Christen ohne Anklage in Haft
Mehr als 2.000 eritreische Christen befinden sich in Eritrea in Haft, ohne die Möglichkeit auf
Rechtsbeistand, eine formelle Anklage oder eine Gerichtsverhandlung. Die meisten von
ihnen, so ai, würden seit über zwei Jahren unter harten Bedingungen und mangelnder
ärztlicher Versorgung festgehalten, während man durch Folter und Nötigung versucht, sie zur
Verleugnung ihres Glaubens zu zwingen.
Die Verfolgung von Christen wird von der eritreischen Regierung immer noch geleugnet.
Inzwischen kam es auch zu Übergriffen auf die staatlich genehmigte eritreisch-orthodoxe
Kirche, deren Patriarch Bischof Abune Antonios aufgrund seiner Kritik an der staatlichen
Einmischung in kirchliche Angelegenheiten abgesetzt wurde und unter Hausarrest steht. Die
römisch-katholische Kirche in Eritrea erhebt derzeit Einspruch gegen eine Anweisung, ihre
Sozialeinrichtungen – Schulen, Kliniken, Waisenhäuser und Ausbildungszentren für Frauen –
dem Ministerium für Wohlfahrt und Arbeit zu unterstellen. Außerdem hat sie mehrfach die
Freistellung ihrer Priester von der allgemeinen Wehrpflicht gefordert, die obligatorisch und
zeitlich nicht begrenzt ist.
Compass Direct