22.09.2007

Russland: Orthodoxe Kirche greift Parolen der Kommunisten auf


Moskau/Russland, 22.08.2007 (RIA Novosti/APD) In der Moskauer Residenz von Patriarch
Alexi II., Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, ist am 20. August die so genannte
„Russische Doktrin“, ein Konzept für die Weiterentwicklung Russlands, erörtert worden. Der
Patriarch selbst war bei der Debatte nicht zugegen. Die Kirche vertrat dessen möglicher
Amtsnachfolger Metropolit Kirill. Dieser erläuterte die Kernpunkte der Doktrin, schreibt am
Mittwoch die Zeitung „Komsomolskaja Prawda“. „Angesichts der wachsenden Instabilität
des Weltfinanzsystems muss Russland ein eigenes Konzept der Währungs- und Geldpolitik
ausarbeiten, damit der Wandel auf dem Weltfinanzmarkt keine Krise in der heimischen
Wirtschaft verursacht. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Staat die Ausbeutung der Naturund
Energieressourcen des Landes kontrollieren. Auch Finanzen, Außenhandel und die
Rüstungsindustrie müssen unter Kontrolle gebracht werden. Es muss ein vernünftiger
Ausgleich zwischen den Vorteilen der Marktwirtschaft und der staatlichen Regulierung der
Marktverhältnisse zum Wohl der gesamten Gesellschaft gewährleistet werden.“ Es ist
erstaunlich, dass die Kirche, die als Antipode der Kommunisten gilt, deren beliebte
Sozialparolen aufgreift. Die Wiederverstaatlichung der einst staatlichen Einkommensquellen
und die Sozialgerechtigkeit für die Bevölkerung nannte Metropolit Kirill „die Hauptaufgabe
für die russische Elite“. An der 800 Seiten starken Doktrin hatten etliche Experten gearbeitet.
Sie umfasst alle Bereiche, darunter „Sanierung des Staates“, „Reform des Rechtssystems“,
„Russisches Wirtschaftswunder“ usw. Ein Kapitel heißt „Die russische Doktrin und ihre
Gegner“. Hierzu werden Ultraliberale und Ultranationalisten gezählt. „Der radikale
Nationalismus ist keine russische Erscheinung“, heißt es in der Doktrin. Wie sich der Kreml,
die Regierung und das Parlament zur Doktrin verhalten, bleibt offen. Deren Autoren
versprechen jedoch Wandlungen zum Besseren, sollte die Doktrin angenommen werden.