29.08.2008
Deutschland: Geteilte Reaktionen auf Kölner Ja zu Großmoschee
K ö l n (idea) - 29.08.08 - Geteilte Reaktionen von kirchlicher Seite hat die Entscheidung des Rates der Stadt Köln am 28. August ausgelöst, den umstrittenen Bau einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld zu genehmigen. Während sich Repräsentanten der beiden großen Kirchen meist zustimmend äußerten, stieß der Beschluss bei freikirchlichen Vertretern zum Teil auf Kritik.
Der Entscheidung war eine monatelange Diskussion vorausgegangen, die sich vor allem an der Höhe der 55 Meter hohen Minarette entzündet hatte. Die Fraktionen von SPD, Grüne und FDP stimmten für die Bau, CDU und die Wählervereinigung "Pro Köln" lehnten das Vorhaben ab. Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte sich für den Bau ausgesprochen. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region begrüßte die Entscheidung. Der stellvertretende Stadtsuperintendent Rolf Domning sagte, er freue sich über den Beschluss und "zolle Oberbürgermeister Fritz Schramma und seinem couragierten Votum für die Moschee gegen die eigene Partei Respekt". Muslime sollten künftig an einem würdigen Ort ihren Glauben in Köln leben können, so Domning. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider (Düsseldorf), sieht jetzt allerdings auch den den Bauträger - die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) - in der Pflicht, für Religionsfreiheit in der Türkei einzutreten. Der Verband solle darauf hinwirken, dass "auch die christlichen Kirchen dort in keiner Weise dort diskriminiert werden", sagte er gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). "Eine solche Baugenehmigung in der Türkei wäre ja für eine christliche Kirche völlig undenkbar." Dass die geplanten 55 Meter hohen Minarette der Kölner Moschee höher seien als der Turm der nahegelegenen evangelischen Kirche im Stadtteil Ehrenfeld, störe ihn jedoch nicht. "Den freundlichen Umgang miteinander und auch Religionsfreiheit kann man nicht in Metern messen." Allerdings hätte er es sich gewünscht, dass die Bauherren schon zu Beginn der Planungen eine öffentliche Diskussion über den Moscheebau begonnen hätten. "Menschen muss man mitnehmen und man darf auch diejenigen nicht vorschnell in die ganz rechte Ecke stellen, die hier Fragen stellen. Das gilt hier ja fast für die gesamte CDU-Fraktion."
Kardinal Meisner erwartet von Muslimen Transparenz
Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner wollte sich zu dem aktuellen Beschluss nicht äußern. Die Stellungnahmen aus der Vergangenheit hätten weiterhin Bestand, hieß es von der Pressestelle. Bereits im vergangenen Jahr hatte Meisner an das Recht auf Religionsfreiheit erinnert. Sofern die jeweilige Religion selbst und jeder einzelne ihrer Vertreter die Verfassung respektierten, könne auch jeder von ihnen seine Religion in Deutschland ausüben. Allerdings erwarte er von den Muslimen Transparenz und Offenheit ähnlich wie bei den christlichen Gemeinden. "Unsere Gottesdienste sind alle öffentlich, und bei uns hat jeder Zutritt und Einblick."
Allianzvorsitzender: Bau deckt sich mit Grundgesetz
Der Vorsitzende der Evangelischen Allianz Köln, Pastor Michael Höring, sagte gegenüber idea, seiner persönlichen Ansicht nach sei das Vorhaben durch die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit gedeckt. Der Bau der neuen Moschee mache deutlich, wie sehr der Islam in Deutschland inzwischen Fuß gefasst habe. Er verstehe den Islam nicht nur als Religion, sondern auch als eine Bewegung, die eine bestimmte Gesellschaftsordnung herstellen wolle, so Höring, der Pastor im Bund Freier evangelischer Gemeinden ist. Daher sei es klar, dass mit dem neuen Bau auch ein bestimmter Machtanspruch verbunden sei.
Baptist: Moschee wird zu groß
Der Vorsitzende des Freikirchlichen Pastorenkonvents, der baptistische Pastor Herbert Jaksteit (Bergisch Gladbach), schloss sich dagegen dem Votum der CDU an. Seiner Ansicht nach wird der Moscheebau zu groß. Der islamischen Kultur werde damit ein zu hoher Stellenwert eingeräumt. Dies erschwere die Integrationsbemühungen. Jaksteit wies darauf hin, dass dies seine eigene Position sei und er nicht für den Pastorenkonvent spreche. Man habe sich zwar dort intensiv mit der Thematik beschäftigt. Einige Pastoren hätten sich aber dagegen ausgesprochen, in der Öffentlichkeit gemeinsam dazu Stellung zu nehmen. In dem Konvent treffen sich regelmäßig rund 40 Pastoren aus freien Gemeinden in Köln und der Region.